Der Bestseller-Autor soll in dem Dreiteiler “Universum der Ozeane“ die Premium-Wissensvermittlung massenkompatibel erklären.

"Der Bildungshorizont der Bundesbürger endete früher beim Fischstäbchen." Ein echter Schätzing, dieser Satz. "Das ging ganz schön ab, damals im Cambrium." Und noch so ein frech-fröhlicher kölscher Klopper.

Genau für solche Stilblütchen hat das ZDF sich wohl den Bestseller-Autor ins Boot geholt. Für die "Terra X"-Reihe, die Premium-Wissensvermittlung vom Mainzer Lerchenberg, soll es schließlich immer nur vom Populärsten sein, wenn man so komplexe Minderheitenthemen wie die Entstehung der Weltmeere, ihre Vielfalt und ihre dramatischen, von Landbewohnern verursachten Probleme der Gegenwart massenkompatibel rüberbringen möchte. Und das, wenn möglich, ohne damit Quoten-Schiffbruch zu erleiden.

Dass und wie diese Informationsvermittlung erfolgreich zu leisten ist, hat Frank Schätzing vor einigen Jahren mit seinem Sachbuch-Bestseller "Nachrichten aus einem fremden Universum" gezeigt. Für den darauf basierenden Dreiteiler beamten die Produzenten den kölschen Cousteau im gut frisierten Abenteurer-Look auf eine virtuelle Insel, oder sie setzten ihn in seiner Moderatorenrolle als alles erklärenden Zeitreisenden in ein Ruderbötchen. Gedreht wurde diese mit einer virtuellen Walflosse verzierte Szene aber nicht in irgendeiner tropischen Bucht, sondern viel prosaischer in einer Baugrube in Köln-Pulheim.

Viereinhalb Milliarden Jahre in drei 45-Minuten-Portionen? Eine Unmenge Lehrstoff, der sich da ins Bild drängt. "Was wir hier machen, ist Reflexion von Wissenschaft", erklärte der ZDF-Kulturchef Peter Arens bei der Präsentation des etwa drei Millionen Euro teuren Projekts in Hamburg. Kosten, die durch internationale Vermarktung und Kooperationen wieder reinkommen sollen.

Über weite Teile sehen diese computeranimierten Reflexionen zum Thema Schöpfungsgeschichte und maritime Evolution allerdings so aus, als hätten der "Avatar"-Schöpfer James Cameron und der "Krieg der Sterne"-Erfinder George Lucas gemeinsam als freie Mitarbeiter beim ZDF angeheuert. 40 Spezialisten haben acht Monate lang Höchstleistungspixelarbeit betrieben. Was hier noch echt ist und was aus dem Rechner, diese Unterschiede verschwimmen schon bald, wenn es um "chemische Hochzeiten" an "Schwarzen Rauchern" in der Tiefsee geht, um Megalodone oder Quastenflosser. Dazu historische Spielszenen à la Guido Knopp, Exkurse durch Zeit und Raum. Kaum segelt ein Info-Bröckchen durchs Bild, schon rast das nächste hinterher, und über allem wogt sehr gern ungemein dramatische Musik.

Im ersten Teil wird der Census of Marine Life thematisiert, die Erfassung der Meeresvielfalt, von der bislang nur ein Bruchteil bekannt ist; im zweiten spielt, wie kaum anders zu erwarten, der Hai in etlichen Variationen eine Hauptrolle; in Teil drei wird's eisig, es geht in die Arktis. Bei so viel reizüberfluteter Wissensbebilderung hat Schätzing aber auch einen tröstlich unwissenschaftlichen Satz parat: "So könnte es gewesen sein - oder auch nicht."

Auf Arte wird "Universum der Ozeane - mit Frank Schätzing" am 9., 16. und 23. Oktober jeweils um 20.15 Uhr gezeigt. Das ZDF zeigt die "Terra X"-Filme vom 10. Oktober an jeweils sonntags um 19.30 Uhr. Schätzings "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" ist in einer illustrierten Ausgabe neu erschienen (KiWi, 336 S., 29,95 Euro).