Das Sozialdrama “Die Entbehrlichen“ ist eine Enttäuschung

Er solle doch erst einmal einen Kurzfilm drehen, bekam Regie-Debütant Andreas Arnstedt zu hören, als er sich um Fördergelder für sein Sozialdrama "Die Entbehrlichen" bewarb. Hätte Arnstedt den gut gemeinten Rat doch nur beherzigt, statt privat das erforderliche Budget aufzutreiben und einfach loszulegen. Dann wäre uns nämlich ein Film erspart geblieben, der viel verspricht und fast nichts hält.

Erzählt wird hier die auf wahren Geschehnissen beruhende Geschichte eines Jungen, der seinen arbeitslosen Alkoholiker-Vater eines Tages tot in der Wohnung findet, die Tragödie aber vor aller Welt geheim hält, um nicht ins Heim zu müssen. Unter der Regie eines Andreas Dresen oder eines Christian Petzold wäre aus diesem Stoff vermutlich ein anrührender Film geworden, doch bei Arnstedt hat es zu nicht mehr als einer grellen Groteske voll unfreiwilliger Komik gereicht.

Das beginnt schon in der ersten Szene, als der Vater (André Hennicke) ein Plakat von Kanzler Schröder mit der Axt bearbeitet. Was wohl als Kritik an einer Politik der sozialen Kälte - Stichwort Agenda 2010 - gemeint ist. Und so brachial geht's auch weiter. Um zu zeigen, dass seine Protagonisten aufgewühlt sind, lässt Arnstedt sie wie die Wahnsinnigen essen, trinken, rauchen und rumbrüllen. Natürlich alles gleichzeitig. Zwischendurch auftretende Neonazis tragen praktischerweise T-Shirt mit der Aufschrift "WM 1945". Da weiß man dann gleich, wo man ist. Und das traumatisierte Holocaust-Opfer (Mathieu Carrière in einem Akt der Selbstdemontage) identifiziert sich so mit dem Aggressor, dass es Hitler-Gartenzwerge hortet.

"Die Entbehrlichen" ist vermutlich gut gemeint. Mehr Positives lässt sich leider nicht sagen.

Bewertung: schlimm Die Entbehrlichen Deutschland 2009, 105 Minuten, ab 12 Jahren, R: Andreas Arnstedt, D: André Hennicke, Oskar Bökelmann, Mathieu Carrière, täglich im Passage; www.die-entbehrlichen.de