Von heute bis Sonntag widmet sich eine Veranstaltungsreihe dem Dirigenten Mahler mit rund 20 Konzerten und Vorträgen rund um sein Wirken.

Hamburg. Gustav Mahler, der Ungeduldige, der Perfektionist und Despot im Dienste der Sache , verstand sich glänzend darauf, sich als Dirigent im Handumdrehen ganze Sinfonieorchester zum Feind zu machen und das Publikum gleich dazu. Seine Hamburger Jahre 1891 bis 1897 bilden da keine Ausnahme - im Gegenteil: Er beschimpfte die Hamburger als "antimusikalisch", ja als "Herde von Schafen".

Als Komponist hatte sich Mahler damals ohnehin noch nicht durchgesetzt. Die Zeitgenossen mokierten sich über seine Tonsprache, die unerhört neu war und zugleich den beherzten Griff zum vordergründig Banalen wie Volksmusik, Vogelstimmen oder gar Feuerwehrkapellen nicht scheute.

Mehr als 100 Jahre später ist von der Engstirnigkeit der damaligen Rezeption nichts mehr zu merken. Die Veranstaltungsreihe "Mahler in Hamburg" ist in vollem Gange; von heute bis einschließlich Sonntag widmet sich das Symposium "Drei Tage Gustav Mahler in Hamburg 2010" in rund 20 Konzerten und Vorträgen verschiedenen Aspekten von Mahlers Wirken.

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Anders als der Titel vermuten mag, beschränkt sich das Symposium nicht auf Mahlers Hamburger Jahre. Am Sonntagmorgen spielen die Philharmoniker seine Erste Sinfonie, die schon 1889 uraufgeführt wurde. Einen Schwerpunkt bilden Mahlers Vokalwerke. Ihnen kommt in Mahlers eher schmalem Oeuvre eine besondere Rolle zu: Allein in vier seiner Sinfonien kommt Gesang vor, und "Das Lied von der Erde", obwohl nicht als Sinfonie überschrieben, gilt als Mahlers eigentliche Neunte. Dazu kommen zahlreiche Orchesterlieder wie etwa der Zyklus "Des Knaben Wunderhorn", den Mahler zu seiner Hamburger Zeit begann.

Ausgewählte Orchesterlieder und Auszüge aus den Sinfonien erklingen bei drei Kurzkonzerten in der Fassung für Singstimme und Klavier. Weitere Programme setzen Mahler in Beziehung zu Liedern seiner Zeitgenossen von Brahms bis Charles Ives, und Staatsopernchefin und Kogastgeberin Simone Young begleitet die Sopranistin Gabriele Rossmanith mit Liedern von Mahlers Frau Alma. Die sind notabene vor der Hochzeit entstanden. Mahler hatte seine festen Vorstellungen. Und in denen kam eine komponierende Gattin nicht vor.

Drei Tage Gustav Mahler in Hamburg 2010 17. bis 19.9., Opera stabile, Laeiszhalle und Bucerius-Kunst-Forum. Eintritt frei, frühzeitiges Kommen wird empfohlen. Eröffnung heute 10.30, Opera stabile. Infos im Internet: www.mahler-in-hamburg.de

+++ "Kein Durchschnitt, sondern ein Mann von Genie" +++