Auf dem Kiez passiert was: Die Bürgerschaft bewilligt 190.000 Euro für den Bau einer neuen Ausstellungsfläche für St.-Pauli-Museum.

Hamburg. Positive Nachrichten aus Hamburgs Museumsszene haben zurzeit Seltenheitswert. Umso erfreulicher ist es, dass die Bürgerschaft gestern Abend auf Antrag der GAL mit großer Mehrheit beschlossen hat, 190.000 Euro aus dem Investitionsfonds Hamburg 2010 (und damit nicht aus dem Kulturhaushalt) zum Aufbau einer neuen Ausstellungsfläche für das private St.-Pauli-Museum zu bewilligen.

"Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb", schrieb der Apostel Paulus im zweiten Brief an die Korinther, und so würde der Namensgeber des berühmtesten Hamburger Stadtbezirks gewiss seine Freude haben an dem GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Farid Müller, der heute Mittag im Rathaus die frohe Botschaft verkündet: Das jahrelang auf der Kippe stehende St.-Pauli-Museum wird sich nun erstmals in dauerhaft gesicherten Räumen der Öffentlichkeit präsentieren können.

Noch sind die Außenwände des Eckhauses dunkelrot. Es steht dort, wo mehr St. Pauli gar nicht möglich ist: an der Davidstraße 17 zwischen der berühmten Polizeiwache und der Herbertstraße - dort, wo ab 20 Uhr so viele leicht bekleidete Damen Spalier stehen. Dort, wo St. Pauli mal ein Dorf war, wo das Herz des Quartiers Tag und Nacht schlägt. Vom 2. Oktober an soll alles anders aussehen: Die Wände des Eckhauses werden mit Szenen aus der Historie des Stadtteils bemalt sein, und das St.-Pauli-Museum eröffnet zum ersten Mal an "guter" Adresse.

Das Konzept stammt von der Kulturmanagerin und Gastronomin Julia Staron . "Thema ist St. Pauli mit Rotlicht als rotem Faden", sagt sie. Bunt wie seine Geschichte soll die Chronologie des Stadtteils auf 170 Quadratmetern Ausstellungsfläche gezeigt werden. "Wir hängen nicht langweilig Bilder an die Wände. Sondern: Der Besucher kommt in Räume und erlebt eine Zeitreise, multimediale Inszenierungen helfen ihm dabei. Highlight wird das nachgebaute legendäre Varieté Alcazar sein." Leider könne sie nicht alle "drei Millionen Exponate zeigen", aber von den Beatles über Hans Albers bis zur Barfrau von nebenan sei alles dabei. "Auch einige Überraschungen, die die Paulianer kaum kennen", sagt sie.

Julia Staron freut sich besonders über die Hilfsbereitschaft der Nachbarn. "Es ist toll, wie viele uns beim Umbau - zum Teil auf eigene Kosten - geholfen haben." Der Eintrittspreis soll um fünf Euro liegen. Julia Staron: "Den Besuch soll sich jeder leisten können."

Ermöglicht wurde der Neustart durch den Einsatz des Museumsteams um Christian Homfeldt, dem in den letzten zwei Jahren der Aufbau eines breiten Unterstützernetzwerks gelungen ist. Auch zahlreiche private Sponsoren konnten gewonnen werden. Die Investoren des Bavaria-Quartiers (Quantum AG, Unternehmensgruppe Fraatz-Bartels) sicherten mit einer Spende von 20 000 Euro das Überleben des Museums, auch die Strabag Real Estate beteiligt sich mit 20 000 Euro.

Der "Roundtable St. Pauli", eine gemeinnützige Initiative engagierter Paulianer, arbeitete ehrenamtlich mit. Andy Grote (SPD), Bürgerschaftsabgeordneter für St. Pauli, spricht von einem "unglaublichen gemeinsamen Erfolg, dass das St.-Pauli-Museum endlich für die Menschen im Stadtteil, in Hamburg und aus aller Welt als echtes Museum erlebbar wird". Mit dem neuen, festen Standort finde die einzigartige Sammlung nach jahrzehntelanger Odyssee endlich eine angemessene Bleibe. "Jetzt gilt es, die Zukunft dauerhaft zu sichern, hier wird auch der neue Kultursenator sich nicht mehr völlig aus der Verantwortung ziehen können."

Das von dem Fotografen, Sammler und Autor Günter Zint gegründete Museum umfasst eine seit den 1960er-Jahren aufgebaute und bis in die historischen Anfänge der Stadtteilwerdung zurückreichende Sammlung über den Stadtteil St. Pauli. Leider ist es in der Vergangenheit nicht gelungen, für dieses einzigartige kollektive Gedächtnis des weltberühmten Hamburger Stadtteils einen festen Standort zu finden. Auch wenn dafür nun eine überzeugende Lösung gefunden ist - für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg kommt es darauf an, mit der Ausstellung in den neuen Räumen möglichst viele Besucher anzuziehen.

Infos: www.st-pauli-museum.com