Kabarettist Kerim Pamuk hat am Donnerstag im Goldbekhaus mit seinem neuen Programm “Burka & Bikini“ Premiere – mit nichts als einem Stuhl.

Hamburg. Er macht nicht viel Aufhebens um seine Person. Einen Agenten? Braucht er nicht. Einen Regisseur? Hat er nicht. Zumindest nicht für sein neues Programm.

Dafür reicht Kerim Pamuk als Kulisse ein Stuhl. Nicht mal einen Schreibtisch benötigt er, wenn er am morgigen Donnerstag Premiere im Goldbekhaus hat. Einer dieser austauschbaren Stand-up-Comedians, die sich am Mikro festklammern und mit ihren ewig gleichen Gags in Mix-Shows ihr Best-of abspulen, ist er indes nicht.

"Ich bin in erster Linie Kabarettist und habe auch bundesweit immer mal wieder Lesungen", sagt Pamuk, der als Autor bereits drei Bücher herausgebracht hat. In "Allah verzeiht, der Hausmeister nicht" hatte er mit orientalischer Gelassenheit und hintersinnigem Witz beschrieben, was uns hierzulande lieb und teuer ist: von DIN-Normen über Verbotsschilder bis hin zur typisch deutschen Gründlichkeit.

Pamuk hat den Vorteil, dass er als "wahrer Konvertit" den Türken und den Deutschen in sich kennt. Mit seinem biografisch geprägten Kabarett oriental hat er sich ein Standbein geschaffen, an das weder er noch seine Eltern gedacht hatten, als sie nach Hamburg kamen. Mutter und Vater waren 1972 wie so viele als Gastarbeiter hierhergezogen, erst 1979 holten sie den neunjährigen Kerim aus einem kleinen Ort an der Schwarzmeerküste nach.

Er sei halb Türke und halb Lase, erzählt Pamuk auf der Bühne. "Lasen sind die Ostfriesen der Türkei", erklärt er - und erntet damit erste Lacher bei Zuschauern, die ihn noch nicht kennen.

Im Programm "Leidkultur" hatte der dreifache Vater Deutschen und Türken ihre Macken vor Augen geführt, indem er Stereotypen überzeichnete, sei es beim Geburtsvorbereitungskursus oder als junger Türke, der - die Gegensprechanlage an der Haustür völlig ignorierend - fast die ganze Straße zusammenschreit, nur um nach dem Freund zu fragen. "Meine bisherige Bühnenarbeit hat zur Entspannung zwischen Deutschen und Türken beigetragen", nimmt Pamuk für sich in Anspruch. Er, der Hamburger Türke, habe auf der Bühne nichts tabuisiert.

Damit hat sich Pamuk, der nach dem Abitur zunächst zwei Semester Informatik studiert hatte, um sich dann der Germanistik und Orientalistik zu widmen, seit Ende der 90er-Jahre zunächst in Hamburg und danach darüber hinaus einen Namen gemacht. Insbesondere die "Catbird Comedy Show", die Pamuk bis 2006 mit Sebastian Schnoy moderiert hat, hat im Goldbekhaus komische Spuren hinterlassen. Im Winterhuder Stadtteilkulturzentrum hat Pamuk ebenso seine künstlerische Heimat wie im Altonaer Haus Drei.

Und Reza, eine seiner beliebten Figuren aus "Catbird"-Zeiten, lebt weiter. Der verklemmt-psychotische Iraner, der entweder auf Frauensuche ist oder erklärt, was sein Vater so alles am McDonald's-Tresen anbietet, ist auch eine Figur in "Burka & Bikini", dem vierten Programm Pamuks.

Abseits der Bühne ist der Satiriker ernster, als es der Titel verheißt: "Früher wurde immer unterteilt in Deutsche und Ausländer, dann hieß es Einheimische und Türken, heute sind es Christen und Muslime", bemerkt er. Das sage einiges.

Das Thema Religion und Glauben, es nimmt bei ihm mehr Raum ein denn je - vor allem die Instrumentalisierung. "Religion dient der Abgrenzung", sagt Pamuk. "Die meisten Türken definieren sich aber nicht über Religion, die denken an ihre Arbeit, ihre Familien, ihre Kinder und sagen: Ich bin Türke, ich bin Kurde, und erst dann: Ich bin Moslem."

Anders als viele Orthodoxe, Konservative und Pseudo-Experten will Pamuk nicht die Keule schwingen. Stattdessen fragt er: "Warum soll bei der Religion der kabarettistische, unterhaltsame Zugang verboten sein?"

Dass er mit seiner Ehefrau eine Islamwissenschaftlerin zu Hause habe, sei "nicht verkehrt", sagt Pamuk schmunzelnd. So muss er schließlich nicht alles ganz allein machen.

"Burka & Bikini" bis So 25.3., jew. 20.00, Goldbekhaus/Bühne zum Hof (Metrobus 6, 25), Moorfuhrtweg 9, Karten zu 14,-/12,- (Ak.: 16,50/14,-) unter T. 27 87 02 10; www.kerimpamuk.de