Kampnagel. Seit dem grandiosen, preisgekrönten Performance-Stück "Testament" über den Pflegenotstand und die Tücken des Alters gilt das (Ex-Hamburger) Theaterkollektiv She She Pop als erfolgreichstes Aushängeschild der deutschen Performanceszene. Nach seiner frechen Adaption der "7 Schwestern" im vergangenen Jahr hinterfragt es vom 22. März an in "Schubladen" auf Kampnagel die gesamtdeutsche Wirklichkeit.

Auf der Bühne konfrontieren sich die sämtlich im Westen sozialisierten Performer von She She Pop mit im Osten beheimateten Gegenspielerinnen. Das diesbezügliche Schubladendenken ist hinlänglich bekannt. Hier kommt es zur Stunde der Wahrheit. Drei Frauenpaare sitzen einander an Tischen gegenüber und erzählen sich Geschichten aus Kindheit und Jugend und wie sie sich im jeweils anderen Deutschland zutrugen. Von der Zeit der Teilung bis zum Mauerfall und den ersten Nachwendejahren. "Schubladen" wäre kein She-She-Pop-Abend, wenn nicht gleichzeitig der Kontext der Ideologie befragt würde. Verbindendes und Trennendes kommt in Form von Briefen, Tagebuch-Auszügen und Zeitungsausschnitten auf den Tisch. Spätestens wenn die Rede auf die Eiskunstläuferin Katarina Witt kommt, herrscht auf wundersame Weise Konsens auf der Bühne.

She She Pop: "Schubladen" 22.3. bis 29.3. (außer 26./27.3.), jew. 20.00, Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten 12,- unter T. 27 09 49 49