Die Sängerinnen des A-cappella-Quartetts Les Brünettes aus Mannheim wollen das Publikum im Birdland musikalisch für sich gewinnen.

Birdland. Achtung, musikalische Charmeoffensive im Anzug! Wer sich für A-cappella-Klänge auch nur ein bisschen erwärmen kann, wird erhebliche Mühe haben, sich des Zaubers zu erwehren, den die vier jungen Sängerinnen von Les Brünettes entfalten. Klar, sie sehen reizend aus. Vor allem aber ziehen sie mit ihrem Gesang unweigerlich die Mundwinkel noch des stoffligsten Zufallshörers in die Höhe.

Bei einem kleinen Privatkonzert im vergangenen Herbst in einem Eppendorfer Schuhgeschäft, mit dessen Besitzer eine der Brünettes verwandt ist, verdrehten die Damen aus Mannheim einem staunenden, zwischen Pumps und hübschen Sandaletten aufgereiht sitzenden Publikum schon ganz schön den Kopf. Denn ihre Stimmen klingen wunderbar natürlich und passen auch bei schrägen Akkorden toll zusammen. Am Sonnabend laden die fabelhaften Vier nun zu ihrem ersten echten Hamburger Konzert in den Jazzclub Birdland.

Dabei singen die Brünettes mitnichten nur Jazz. Aber wer etwa ihre harmonischen Kühnheiten im Arrangement des Standards "Bye Blackbird" hört oder die Transformation des deutschen Volkslieds "Die Gedanken sind frei" in einen langsam schwingenden Fünfvierteltakt mit eingeschobener Vocal-Percussion, der erkennt unschwer die Vertrautheit im freien Umgang mit vorhandenem Material.

Und zumindest bei einer von ihnen besteht doch eine erhebliche erbliche Jazz-Disposition: Lisa Herbolzheimer, bei den Brünettes mit ihrer warmen, schön rauchigen Stimme meist für die Basstöne und -linien zuständig, ist die Enkelin des unvergessenen Posaunisten, Arrangeurs, Bigbandleaders und Jazzpädagogen Peter Herbolzheimer. Ihre Kollegin Stephanie trägt den Nachnamen Neigel, der im Langzeitgedächtnis des Deutschrock-Bewanderten eine gewisse Jule ins Bewusstsein spült, die inzwischen unter ihrem Vornamen Julia eine neue Karriere gestartet hat. Stephanie ist Julia Neigels Nichte und erfüllt bei den Brünettes ganz unorthodox eine Libero-Funktion; mal singt sie Bass, mal singt sie Sopran.

Julia Pellegrini und Juliette Brousset sind familiär weniger einschlägig geprägt. Aber die Stimmen der beiden sind ebenso sorgfältig ausgebildet wie die von Steffi und Lisa. Die vier lernten einander auf der Mannheimer Musikhochschule kennen. Alle sind inzwischen mit dem Gesangsstudium fertig, Lisa Herbolzheimer und Steffi Neigel hängen als Studentinnen von Jeff Cascaro an der Musikhochschule Weimar noch ihren Master dran. Die Französin Juliette bringt eine kräftige Brise Chanson und Schauspielerei ins Quartett, Julia liefert mit ihrer Altstimme das Missing Link zwischen Fräulein Herbolzheimer und den Kolleginnen. Und sie komponiert, textet und arrangiert - wie alle Brünettes.

Das musikalische Reservoir dieses hinreißenden Quartetts ist deshalb ziemlich unerschöpflich. Im Eppendorfer Schuhgeschäft boten sie eine Version des Beatles-Songs "Baby You Can Drive My Car", ein paar Standards, vor allem aber eigenes Material. Im Februar haben Les Brünettes ohne einen Vertrag in der Tasche ihre erste Platte aufgenommen. Talentsucher entsprechender Firmen, ein paar davon gibt es in Hamburg ja noch, könnten am Sonnabend im Birdland fündig werden.

Les Brünettes, Sa 17.3., 21.00, Birdland (Bus 20, 25) Gärtnerstraße 122, Eintritt 12,- erm. 10,- Reservierungen unter T. 40 52 77