Die Dokumentation “Ich, Putin – ein Porträt“ heute Abend im Ersten kommt dem starken Mann Russlands überraschend nah – seltene Einblicke.

Hamburg. Für die 2006 ermordete russische Menschenrechtlerin Anna Politkowskaja war er ein "Diktator", für den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder ein "lupenreiner Demokrat". Wladimir Putin, Russlands starker Mann, spaltet die Meinungen.

Am 4. März will sich der Ministerpräsident in jenes Amt wiederwählen lassen, das er bereits von 2000 bis 2008 innehatte - Putin will als Präsident in den Kreml zurückkehren. Seine "gelenkte Demokratie" hat ihm im Westen viel Ablehnung eingebracht.

Der preisgekrönte Fernsehautor Hubert Seipel hat Putin über Wochen begleitet. Seipel gelangen dabei seltene Einblicke in den Alltag und die Seele dieses mächtigen und machtbewussten Staatsmannes. Die 45-minütige Dokumentation wurde vom NDR gemeinsam mit dem MDR, RBB und Servus TV erstellt. Sie zeigt einen Rastlosen, der unablässig sein Riesenreich durchmisst, um es unter Kontrolle zu halten. Der sich ständig im Sport als Mann beweisen will oder muss. Die durch die Weltpresse gegangenen Macho-Fotos etwa mit freiem Oberkörper zu Pferd beleuchten eine auffällige Facette der Persönlichkeit Wladimir Putins, die jedoch tief in seinem Wesen verankert zu sein scheint. Gespräche über seine Kindheit liefern den Schlüssel dafür - über den harten Vater, einen Proletarier von echtem Schrot und Korn, für den ein Mann noch ein Mann sein musste. Überhaupt über die Eltern, die niemals über Emotionen ein Wort verloren.

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Und so arbeitet der eher klein gewachsene Putin an seinem Panzer, trainiert eisern Judo, zieht in einer Eissporthalle Stunde um Stunde mutterseelenallein Bahnen, um seine mäßigen Fähigkeiten im Eishockey zu verbessern. Ebenso verbissen und allein zieht er auch Bahnen im Swimmingpool; sucht allenfalls die Gesellschaft Gleichgesinnter, wenn er in eisiger Wildnis jagen geht. Parteitage und Kabinettssitzungen lassen imperialen Stil erkennen: Hier führt kein Primus inter Pares den Vorsitz; es geht um Putins Willen - und nur darum. Dass aus dieser absoluten Macht auch Gutes entspringen kann, zeigt ein bemerkenswerter Vorfall. Putin hat gehört, dass die Leitung einer Zementfabrik die Anlage wegen zu geringer Profite schließen will. Tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr. Er eilt vor Ort und diktiert den Managern in eisiger Atmosphäre neue Bedingungen zur Weiterführung des Betriebes - undenkbar im Westen. Putin lässt den Chef wie einen geprügelten Hund an seinen Tisch treten und unterschreiben. Ein lupenreiner Zar von Russland.

"Ich, Putin - ein Porträt" heute 22.45 Uhr, ARD