Ein gesunder Mensch soll essen, was er will. Das hat ein Versuch des Fernsehkochs für die ARD festgestellt. Das Ergebnis: Heute Abend in der ARD.

Holztische mit karierten Tischdecken, darauf Basilikumtöpfchen, Flaschen mit naturtrübem Apfelsaft. Im Regal Porzellankrüge, in denen man Milch servieren könnte, frisch gemolken, versteht sich. Alle Zeichen stehen auf Gesundheit in der Studioküche von Fernsehkoch Tim Mälzer - und genau darum geht es an diesem Februartag. Um gesunde Ernährung. Oder vielmehr darum, dass Essen vieles sein kann - schmackhaft, wohltuend, tröstend - eines aber eben nicht: gesund.

Gibt es "richtig" und "falsch" beim Essen? Die Frage hat Mälzer immer schon beschäftigt. Seine Karriere, sein Erfolg ist auch damit zu erklären, dass er ein Gegengewicht ist zur Haute Cuisine mit ihren dreifach getrüffelten Krebsschwänzchen an Gurkenschaum, zur Fernsehsterneküche der Witzigmanns und Lafers. Mälzers Gebiet ist Essen mit Spaßfaktor. Motto: Hauptsache, es schmeckt. Zur Not aus der Dose.

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Längst ist Ernährung in Stress ausgeartet, hat sich zur Ersatzreligion entwickelt. Wem das Punktesammeln im Weight-Watchers-Sinne zum Hobby geworden ist, die wöchentlichen Diät-Ratgeber der Frauenzeitschriften ein lieber Begleiter in den Feierabend, der sollte heute Abend nicht einschalten zum "Ernährungs-Check" der ARD. Der 45-minütige Film von Katarina Schickling dokumentiert den Selbstversuch von 45 fitten jungen Männern, die sich einen Monat lang ziemlich eintönig ernährt haben. Die eine Gruppe von guter alter Hausmannskost, Sauerkraut und roten Würsten; die zweite von Fast Food (einziges Vitamin weit und breit: die Gurkenscheibe auf dem Burger), die dritte ausschließlich von der ach so gesunden mediterranen Küche, Olivenöl, Tomaten, Fisch. Drei Mahlzeiten täglich mit identischer Kalorienmenge wurden verspeist, keine Zwischenmahlzeiten, kein heimliches Naschen. Das Fazit nach vier Wochen: Der Gesundheitszustand der Probanden, Blutwerte, Cholesterinspiegel waren unverändert; Gewichtszunahmen lagen bei weniger als einem Kilo.

Was uns das sagt? Professor Peter Nawroth von der Universität Heidelberg, der den Versuch begleitet hat, formuliert es so: Ein gesunder Mensch kann essen, was er will. Ja, auch Currywurst und Pommes. Auch Weißbrot.

Nun soll dies, beeilen sich die Wissenschaftler zu sagen, kein Freifahrtschein sein für hemmungslose Fressorgien. Currywurst ist okay, aber eben nicht ständig. Andererseits: Selbst nach einer Lastwagenfahrerportion Grünkohl mit Schweineschwarte erhöhte sich der Cholesterinspiegel bei Mälzers Selbstversuch nur geringfügig. Der ganze Ernährungsstress - alles umsonst also? Jedenfalls größtenteils, legt Schicklings Dokumentation nahe. Jedoch herrsche beim Essen eine starke Sehnsucht nach Regeln, glaubt die Autorin. Dem Körper allerdings dürfte der glykämische Index eines Lebensmittels, salopp gesagt, wurscht sein. Man kann sich nicht krank essen, lautet das bei Licht betrachtet ausgesprochen beruhigende Fazit der Doku. Vor allem aber kann man sich nicht gesünder essen. Mälzer gefällt das Wort "gesund" ohnehin nicht. Er nennt es lieber ausgewogen. Dazu gehört, Koch hin oder her, die Dose Ravioli von der Tankstelle.

"Tim Mälzer: Der Ernährungs-Check" heute, 20.15 Uhr, ARD. Im Anschluss diskutiert Frank Plasberg bei "Hart aber fair" über das Thema