Das Israel-Festival spiegelte mit Kontrasten aus Klassik und Klub, aus Jazz, Avantgarde und Ethno erfolgreich den Wunsch nach Versöhnung wider.

Hamburg. Am Abschlusswochenende fächerten die "Sounds of Israel" noch einmal auf engem Raum jene große Bandbreite auf, die schon das ganze Festival geprägt hatte. Zunächst gab der Jazzpianist Yaron Herman mit lyrischen, fast impressionistisch gefärbten Improvisationen eine Kostprobe seiner Klangsprache. Zwischen den überraschenden Harmoniewechseln ließ er hier und da immer wieder geniale Ideen aufblitzen, für die er allerdings die beiden anderen Mitglieder seines Trios nicht unbedingt gebraucht hätte.

Einen Tag später war mit Daniel Barenboims Ehefrau Elena Bashkirova eine weitere starke, aber ganz andere Pianistenpersönlichkeit im Kleinen Saal der Laeiszhalle zu Gast. Mit jungen Kollegen vom Jerusalem Chamber Music Festival präsentierte sie ein Programm, das die Kammermusik von Mozart ins Zentrum rückte. Dabei kosteten die Interpreten den Reichtum der Werke mit warmen Farben und dichten Bögen aus. Hinreißend etwa das Kegelstatt-Trio mit der Klarinettistin Shirley Brill und ihrem honigsüßen Ton. Wenige Stunden nachdem der letzte Mozart-Akkord verklungen war, wummerten dann die Bässe aus den Boxen und brachten die Trommelfelle zum Beben: bei der "Israeli Night" im Uebel & Gefährlich, morgens um zwei, mit den DJs Shlomi Aber und Chaim aus Tel Aviv.

Mit solchen krassen Kontrasten aus Klassik und Klub, aus Jazz, Avantgarde und Ethno gaben die "Sounds of Israel" neun Tage lang einen Einblick in die bunte Vielfalt des israelischen Musiklebens - und lockten mehr als 5000 Besucher an. In den insgesamt 14 Konzerten - fünf waren ausverkauft - saßen auffällig viele Erstbesucher der Elbphilharmonie Konzerte; darunter auch zahlreiche Schüler aus Klassen, in denen die Festivalkünstler für Workshops zu Gast waren. Der Intendant Christoph Lieben-Seutter und sein Team haben also nicht "nur" ein spannendes Programm ausgeheckt und großartige Musiker eingeladen (unvergesslich etwa der Weltklasse-Auftritt von Avishai Cohen), sondern das Festival genutzt, um das Profil des umstrittenen Projekts Elbphilharmonie weiter zu schärfen: als Konzerthaus, das für fast jeden Geschmack zu fairen Preisen hohe Qualität bietet. Genau dafür sind Subventionen gut, richtig und wichtig.

Ganz nebenbei hatte das Festival so mehr als eine politische Dimension. Bei den Konzerten war in der Begeisterung des Publikums eine Sehnsucht nach Versöhnung zu spüren. Diese tiefe Freude am Austausch birgt eine schöne Utopie: Aus der Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen schöpfe sie große Hoffnung für das Miteinander von Juden und Arabern, sagte die Sängerin Noa bei der Eröffnung - und formulierte so das stille Credo des ganzen Festivals. Ihr Wort in Gottes Ohr, möge sein Name Allah oder Jahwe sein.