Die NDR-Dokumentation “Facebook - Milliardengeschäft Freundschaft“ untersucht, wie aus persönlichen Daten finanzieller Gewinn wird.

Hamburg. Ob sie jetzt, wo die Dokumentation fertiggestellt ist, ihr Facebook-Profil behalten wird, weiß Svea Eckert noch nicht. Bevor sie und Anika Giese mit der Arbeit an "Facebook - Milliardengeschäft Freundschaft" begonnen hatten, war keine der beiden Autorinnen Mitglied im weltgrößten sozialen Netzwerk. "Ich habe es mir oft überlegt", erzählt Eckert, während nebenan ein ausverkaufter Kinosaal die Vorpremiere des NDR-Films erwartet. Der häufig gehörte Ausruf - "Was, du bist nicht bei Facebook? Da verpasst du was!" - war es auch, der sie auf die Idee brachte, genauer nachzufragen, was für ein Geschäftsmodell hinter Marc Zuckerbergs Internetimperium steckt.

In Zusammenarbeit mit der BBC haben Eckert und Giese versucht herauszufinden, wie das soziale Netzwerk mit dem digitalen Leben seiner fast 850 Millionen Nutzer weltweit Geld verdient. Dazu haben sie IT- und Wirtschaftsexperten befragt, auch Gründer Zuckerberg und seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg kommen zu Wort.

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Die Hauptdarsteller sind jedoch Thomas und Franciska, zwei ganz normale Teilnehmer am bunten Reigen des Teilens, Gefällt-mir und Postens. Der eine ist Mitte dreißig. Er benutzt das Netzwerk zwar beruflich wie privat, betrachtet Facebook trotzdem auch kritisch. Die andere ist ein Hamburger Teenager, der "sein ganzes Leben" mit seinen Freunden teilt und sich "niemals" von Facebook trennen würde.

Die Autorinnen haben die beiden begleitet, zeigen, wie sehr Facebook bereits Teil des Alltags seiner Nutzer geworden ist. Doch die Verschmelzung von Privatem und Öffentlichem ist nicht nur ein Zeitvertreib. Sondern auch ein hoch lukratives Geschäftsmodell. Zuckerberg und Sandberg äußern sich im Film begeistert über den Schneeballeffekt von personalisierter Werbung. Was jedoch hinter den Kulissen mit den selbst angelegten Biografien der Nutzer passiert, ist weniger leicht zu durchschauen. "Während der Recherche habe ich oft gedacht: 'Morgen melde ich mich ab'", sagt Eckert. Ihre Bedenken, was Sicherheit und Weiterverarbeitung der persönlichen Daten angeht, teilt auch Thilo Weichert, der oberste Datenschützer Schleswig-Holsteins.

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Anders als Weichert, der im Film so wirkt, als ob er das soziale Netzwerk am liebsten löschen lassen würde, glaubt Eckert, dass das zu weit ginge: "Wir wollten keinen Film machen, der die Leute dazu bringt, sich abzumelden. Sie sollen sich vielmehr intensiver mit Facebook auseinandersetzen."

Zumindest beim Kinopublikum haben sie ihr Ziel erreicht. Bei der Diskussion nach der Vorführung gibt es viele Fragen. Unter anderem möchte jemand wissen, warum Zuckerberg nicht zum Umgang mit Nutzerdaten befragt wurde. In der Tat fällt auf, dass die Interviews aus der Facebook-Zentrale diesen Themenkomplex aussparen. Das hinge damit zusammen, dass die BBC diese Gespräche für eine eigene Dokumentation mit einem anderen Fokus geführt hätte, erläutert Giese. Und aus dem deutschen Facebook-Büro in Hamburg wollte sich niemand dazu äußern. Mit Informationen über sich selbst geht das Unternehmen deutlich vorsichtiger um als mit denen über die Menschen, die Tag für Tag Statusupdates, Fotos und Videos posten.

Auch deshalb hat Anika Giese im Gegensatz zu Svea Eckert kein Profil bei Facebook. Und das soll auch so bleiben.

"Facebook - Milliardengeschäft Freundschaft" heute, 22.45 Uhr ARD