In den Werken von Burton Morris ist das Leben ein farbenfroher Strauß aus Energie, Spaß, Glück. Er stellt in der Galerie Mensing aus.

Galerie Mensing. Manche Bilder sind so poppig, dass sie blenden. In den Werken des Amerikaners Burton Morris ist das Leben ein farbenfroher Strauß aus Energie, Spaß, Glück. Mal leuchtet dem Betrachter eine Popcorntüte, mal Supermann, mal ein grinsender Tiger oder ein mit allerlei Hippie-Arabesken verzierter VW-Käfer entgegen. Umgeben von einem charakteristischen Strahlenkranz, scheinen sie fast zu explodieren. Die Bilder suggerieren auch: Hier ist jemand mit maximaler Aufmerksamkeitssucht am Werk. Unter dem Motto "Thinking Pop" hängen ab diesen Sonnabend 25 seiner jüngeren Arbeiten in der der Pop-Art zugewandten Galerie Mensing.

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Ein Knipser in Mantel mit Hut entfacht mit seiner Kamera ein gigantisches Blitzlichtgewitter, im Hintergrund der bekannteste Goldjunge der Welt. Das Werk zierte überlebensgroß die Verleihung der Academy Awards (Oscar) 2004 in Los Angeles. Für die André-Agassi-Stiftung entwickelte Morris ein riesiges Herz in den Farben der Weltkugel. Großformatige Werke schuf er auch für die Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen, für Fußball-Weltmeisterschaften und auch das Montreux Jazz Festival.

Es gibt Fotos, die den Künstler mit Stars wie Jennifer Aniston und Brad Pitt zeigen und auf denen Musiker wie Kanye West ihre Zahnreihen entblößen. Keine Frage, Burton Morris ist in der Kunst zuständig fürs Klotzen, den Glamour, das Großereignis. Scheinwelten kritisch zu entlarven ist seine Sache nicht. Höchstens blitzt da mal ein Hauch von Ironie auf - auch glasklare Werbung findet in seinem Werk mühelos ihren Platz. Damit fing er einmal an. Den Bachelor of Fine Arts von der Carnegie Mellon University in der Tasche, begann der 1964 geborene Morris als Artdirector für TV-Werbespots.

Schon damals zeigte er sich in seiner Malerei inspiriert von den Ikonen der Pop-Art, von Andy Warhol oder Roy Lichtenstein, die Objekte der neuen Massenkultur mit plakativer Farbe in Kunst verwandelten. In Abgrenzung zu diesen firmiert seine Kunst unter dem Begriff Neo-Pop-Art. Wie sein Kollege Keith Haring verehrte er früh die fantastischen Comicmotive des Belgiers Pierre Alechinsky. Und wie Haring ist auch Morris bei Hollywoodgrößen schwer gefragt. John Travolta, aber auch Ex-US-Präsident Jimmy Carter oder der Großinvestor Warren Buffett zählen zum Kreis seiner Sammler.

Im Jahre 1990 öffnete er die Burton Morris Studios, in denen er seine zunächst kleinformatigen Post-Pop-Ikonen vergrößerte. Bilder für die Werbung von Trendmarken wie Absolut Vodka, Microsoft oder Sony verbreiteten seine Kunst bei den Massen. Sehr publikumswirksam hingen seine Bilder am Set zu insgesamt zehn Staffeln der US-Sitcom "Friends".

Neben Alltagsgegenständen und -ideen, die er wie seine Vorgänger in den 1960er- und 70er-Jahren mit provozierender Farbigkeit und Expressivität auflud, verewigte er auch amerikanische Ikonen wie die Freiheitsstatue in schimmernden Acrylfarben. Gelegentlich nutzte er Airbrush-Techniken, die er live in "Instant Happenings" (Augenblickserlebnisse) vorführte. Seine typischen Strahlenspitzen entlieh er der Beschäftigung mit Techniken des Holzschnitts, wie sie schon Albrecht Dürer oder Rockwell Kent etablierten.

Offenbar sehnen sich die Menschen in Krisenzeiten nach ein wenig Disneyland an den Wänden. Morris' Werke hängen in Galerien von New York, Paris, Tokio, Rom - und Hamburg. Zur Eröffnung der Schau "Thinking Pop" an diesem Sonnabend um 13 Uhr reist Burton Morris an. Er hat sich außerdem mit einer lokalen Berühmtheit verabredet, die viele von uns bislang nicht als Kunstkenner abgespeichert haben dürften: Film- und Fernsehschauspieler Moritz Bleibtreu.

Burton Morris: Thinking Pop 4.2. (Vernissage um 13.00) bis 11.2., Galerie Mensing (U Rödingsmarkt) Bleichenbrücke 10 (Kaufmannshaus), T. 35 71 86 74, Mo-Fr 10.00-20.00, Sa 10.00-18.00; www.galerie-mensing.de