Der Hauptdarsteller Gary Oldman im Interview

Der Schauspieler Gary Oldman spielt die Hauptfigur Smiley - eine Figur, die ihm sehr sympathisch ist.

Hamburger Abendblatt:

Was hat Sie mehr fasziniert, als Sie die BBC-Verfilmung von "Dame, König, As, Spion" zum ersten Mal sahen: die Spionagestory oder die Hauptfigur Smiley?

Gary Oldman

Ich fand, es war etwas an diesem älteren Typen, der so ein bisschen wie Sherlock Holmes kombinierte. Er war wie ein Schachspieler. Smiley hielt die ganze Geschichte zusammen mit seiner ruhigen, methodischen Art. Aber das lag auch an Alec Guinness, der für uns längst Legende war.

War es kein Risiko, dieses schon historische Thema neu zu verfilmen?

Oldman:

Als ich das Drehbuch las, war ich erleichtert, dass Tomas Alfredson kein künstliches Update versuchen wollte. Der Film hat eine eigene Gangart, es gibt fast keine Waffen, keine wilden Verfolgungsjagden im Auto. Tomas wollte eine emotionale Geschichte erzählen und diese einsamen, fast traurigen Menschen zeigen, diese Versehrten des Kalten Krieges; ihre Arbeit, ihren Idealismus - bis hin zu dem Punkt, wo die eigenen Freunde sabotiert und verraten werden. Offenbar sind viele Zuschauer bereit, sich mit einem solchen Stoff auseinanderzusetzen.

John le Carré sagt, Smiley - der Spion, der aus der Krise kam - sei ein "enttäuschter Romantiker". Sehen Sie ihn auch so?

Oldman:

Ja. Es ist wie ein doppelter Verrat. Er steckt in dieser fast masochistischen Beziehung zu seiner Frau, die ihn betrügt und verlassen hat und die er trotzdem zurückhaben will. Als Psychiater würden Sie Smiley auf die Couch legen und ihn fragen: Was ist mit dir los, dass du dich mit den Resten vom Teller begnügst? Und dann muss er noch erkennen, dass es quasi die russische Gegenseite ist, die ihm Hörner aufsetzt. Und er kann darüber nicht sprechen. Doch er vermisst Werte wie Loyalität und Treue, dass Menschen ohne Ego oder Berechnung, sondern mit einer gewissen moralischen Gewissheit handeln. Das verstehe ich sehr gut. Insofern bin ich selbst so ein desillusionierter Romantiker.

Menschliche Beziehungen eines Agenten werden als Schwachpunkte vom Gegner ausgenutzt. Ist das die bitterste Lektion der Geschichte?

Oldman:

Im Film sagt Smiley zu seinem jungen Kollegen: Wenn du in diesem Beruf weitermachen willst, können persönliche Bindungen zu Stolpersteinen werden. Und er fragt sich: Nutzen wir das nicht auch aus? Sind wir eigentlich so viel besser in unseren Methoden als die Gegenseite? Aber was auch immer er fühlt, er würde nie die Seinen ausliefern. Loyalität und Vertrauen sind der Kern von allem, ob in einem Unternehmen, in einer Familie oder einer Beziehung. Und dass in dieser Geheimdienstwelt so viele Menschen geopfert werden - das ist für Smiley unbegreiflich, unakzeptabel. Deshalb mag ich ihn.