Der Film “Shahrukh & Rani - Hagenbecks kleine Wunder“ dokumentiert eindrucksvoll die Geburten zweier Elefanten. Spannend, wie ein Krimi.

Abaton. Elefanten sind ja nicht bloß einfach Elefanten. Immerhin sind sie die größten Tiere, die auf der Erde herumlaufen, manchmal bis zu fünf Tonnen schwer und an die vier Meter hoch. Ganz schön imposant. Einige Eigenheiten ihrer Anatomie verleihen ihnen aber auch etwas liebenswert Neckisches, die großen, wackelnden Ohren zum Beispiel und natürlich der lange, kräftige Rüssel. Es wird schon seinen Grund haben, warum Otto, dieser Scherzkeks, mit seinen hingekritzelten Ottifanten so viel Erfolg hat.

In der Mythologie stehen die Dickhäuter für unterschiedliche Eigenschaften, intelligent und gelehrig zum Beispiel, aber auch nachtragend. Ein Gedächtnis wie ein Elefant zu haben ist - da gibt's keinen Zweifel - ein Vorwurf, und sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu bewegen deutet auf ziemliches Ungeschick hin. Wie dem auch sei: Elefanten sind faszinierende Tiere, und junge Elefanten sind es noch viel mehr, weil sie so putzig dreinschauen und so tapsig ihre Umgebung erkunden.

Als Hamburger ist man diesbezüglich eindeutig im Vorteil: Seit 1992 kamen in Hagenbecks Tierpark neun Jungtiere zur Welt, im November 2008 und im Juli 2009 sorgten die Geburten von Shahrukh und Rani für Aufsehen.

Der Tierparkfotograf Uwe Wilkens und der Filmemacher Helge Heggblum, Letzterer nach eigener Aussage "mit Hagenbeck verheiratet", haben diese Geburten mit der Kamera dokumentiert. Kein einfaches Unterfangen, denn die Tragzeit bei asiatischen Elefantenkühen beträgt 21 bis 22 Monate, der genaue Geburtstag lässt sich nur schwer bestimmen. Geduld ist also gefragt.

Und auch die Betrachter des Films haben viel, sehr viel Zeit, erst einmal die umfangreichen Informationen aufzusaugen, die der bekannte Synchronsprecher und Schauspieler Norbert Langer im Off-Kommentar referiert.

Hagenbeck gilt als erste Adresse in der wissenschaftlichen Forschung über Elefanten. Das Besondere hier: Das Gemeinschaftserleben von Elefanten in Gefangenschaft steht im Vordergrund, das Leben im sozialen Gefüge, so wie es die große Freilaufhalle ermöglicht. Die sympathischen Dickhäuter werden bei Hagenbeck nicht nur gehalten, sondern auch gezüchtet. Der Grund ist ebenso einfach wie einleuchtend: Seit dem Artenschutzprogramm aus den 70er-Jahren ist es verboten, Tiere in freier Wildbahn zu fangen, beim Nachwuchs muss man also nachhelfen.

Uwe Wilkens und Helge Heggblum haben ihren Film fast schon wie einen Krimi mit kleinem Spannungsbogen aufgebaut, bei dem alles auf das große Finale, die Geburt nämlich, hinausläuft. Ausführlich, vielleicht ein wenig zu detailliert, beschreiben sie das Blutprobenprozedere, bei dem im Universitätsklinikum Eppendorf der Hormonwert von Yashoda, der trächtigen indischen Elefantenkuh, bestimmt wird. Wenn dieser Wert extrem abfällt, steht die Geburt kurz bevor.

Elefanten gebären nachts im Schutz der Dunkelheit. Darum wird Yashoda von nun an mit Nachtsichtgeräten beobachtet. Wieder vergeht eine Nacht, wieder umsonst gewacht. Und dann geht alles sehr schnell: Shahrukh, benannt nach dem berühmten indischen Filmstar Shahrukh Khan, der - wie der Zufall es will - zurzeit mit "My Name Is Khan" in den Kinos vertreten ist, plumpst mitsamt dem Fruchtwasser auf den Boden. Denn Elefantenkühe gebären im Stehen. Schnell gesellen sich seine Tanten hinzu, schubsen ein bisschen hier und da, damit der Wonneproppen, schon jetzt mit 100 Kilo schwerer als ein erwachsener Mann, aufstehen kann.

Seit 2003 verfolgt man bei Hagenbeck das Prinzip der Herdengeburt: Ein Elefant steht für den anderen ein. Und, so erklärt der Tierarzt Dr. Michael Flügger: "Für die Entwicklung des Nachwuchses ist es nur von Vorteil." Ganze 20 Minuten dauert es, bis das putzige Kerlchen, wacklig noch, auf den Beinen steht und zum Blickfang der Herde wird. Doch schon einige Monate später wird ihm Rani (deutsch: Prinzessin), Tochter der 36 Jahre alten Tura, die Rolle des Nesthäkchens streitig machen. Bis am Schluss eine "perfekte Familie", so Dr. Stephan Hering-Hagenbeck, die Herzen der faszinierten Zoo-Besucher im Sturm erobert.

Bei zwei Geburten wiederholen sich einige Fakten und Erklärungen, manchmal ist der Ton etwas zu salbungsvoll. Doch was hier zählt, sind die Bilder. Einem Elefanten dabei zuzusehen, wie er im Wortsinn auf die Erde fällt und so das Licht der Welt erblickt, ist ebenso einzigartig wie berührend.

Shahrukh & Rani - Hagenbecks kleine Wunder heute und morgen, jeweils 15.00 und 19.00, Abaton (MetroBus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten unter T. 41 32 03 20; www.abaton.de