Die Berliner Philharmoniker und Tabea Zimmermann spielen ein vielfältiges Programm. Eine Barock-Hommage eröffnet das Programm.

Laeiszhalle. Zu Karajans Zeiten, im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts, galten die Berliner Philharmoniker klar als das "beste Orchester der Welt". Und bei einer Kritikerumfrage landeten sie kürzlich zwar hinter den Kollegen aus Wien und Amsterdam auf dem dritten Platz, aber eben immer noch ganz weit oben.

Natürlich sind solche tabellarischen Spielchen in der nicht mit Maßband oder Stoppuhr zu bewertenden Welt der Kunst fragwürdig, doch dass die Berliner zu den weltweit überragenden Klangkörpern gehören, wird kaum jemand infrage stellen - auch wenn ihr derzeitiger Chef Simon Rattle in den Feuilletons der letzten Jahre kritische Kommentare lesen musste.

Die Erfolgsgeschichte begann mit einer Revolte: Aus Protest gegen die allzu miese Behandlung (und Bezahlung!) in einem Ensemble namens Bilse-Kapelle gründeten 54 Musiker im Jahr 1882 ihr eigenes Orchester und spielten zunächst vor allem Unterhaltungsmusik. Doch schon bald formte der legendäre Kapellmeister Hans von Bülow aus den Berlinern einen Klangkörper der Spitzenklasse, der sich auf das klassische Repertoire spezialisierte. Zu seinen Nachfolgern gehörten unter anderem Wilhelm Furtwängler, Karajan - der die Philharmoniker unglaubliche 34 Jahre leitete - und Claudio Abbado.

Das Saisonfinale mit Tabea Zimmermann.

Heute ist das be- und gerühmte Orchester wieder einmal in Hamburg zu erleben. Unter Leitung ihres Gastdirigenten Semyon Bychkov präsentieren die Berliner Philharmoniker ein breit gefächertes Programm: Es beginnt mit der Orchesterfassung von Ravels virtuoser Barock-Hommage "Le Tombeau de Couperin", bevor das Violakonzert von Bartók erklingt. Solistin des unvollendeten und von einem Schüler des Komponisten rekonstruierten Stücks ist die große Bratscherin Tabea Zimmermann, die dem Publikum diese Saison als Artist in Residence der Elbphilharmonie-Konzerte bereits viele wunderbare Momente geschenkt hat. Der Auftritt mit Bartóks folkloristisch inspiriertem Meisterwerk ist zugleich Krönung und Abschluss ihrer Residenz.

Nach der Pause stehen dann Orchester und Dirigent allein im Mittelpunkt: Bei der zweiten Sinfonie von Brahms, die den oft so herbstlich-melancholischen Komponisten von einer ganz anderen Seite zeigt. Mit den sanglichen Themen und einer lichten Instrumentation bewegt sich das Stück auf der Sonnenseite der Brahmsschen Gemütsregungen.

Hier knüpft das Orchester bei der ruhmreichen Tradition an. Denn es war ihr erster bedeutender Chef Hans von Bülow, der erstmals von den "drei großen B" sprach, und die Werke von Bach, Beethoven und Brahms besonders ins Zentrum rückte: mit seinen Berliner Philharmonikern, die heute selbst zu den "großen B" der Musikgeschichte gehören - und sich auch längst nicht mehr über eine miese Behandlung (und Bezahlung!) beklagen können.

Berliner Philharmoniker heute 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Restkarten (15,- bis 149,- ggf. plus Gebühr) an der Abendkasse; www.elbphilharmonie.de