Springer & Jacoby-Inhaber Lutz Schaffhausen hat das Insolvenzverfahren für die renommierte Hamburger Werbeagentur beantragt.

Hamburg. Überrascht hat es eigentlich niemanden: Am Dienstagmorgen stellte der Elmshorner Werbeunternehmer Lutz Schaffhausen beim Amtsgericht Hamburg den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens für seine Werbeagentur Springer & Jacoby. Sie war von Mitte der 1980er-Jahre bis etwa zur Jahrtausendwende die führende deutsche Werbeagentur. "Springer & Jacoby war für unsere Branche das, was für die Zeitschriftenbranche der ,Spiegel' ist", sagt André Kemper, geschäftsführender Gesellschafter der Agentur kempertrautmann. Von 1989 bis 2003 arbeitete er für Springer & Jacoby, davon sieben Jahre als Chef.

Als Schaffhausens Holding Avantaxx die Agentur 2006 übernahm, war ihr Ruhm bereits verblasst. Der wichtigste Kunde Mercedes-Benz, der für ein Drittel der Umsätze sorgte, hatte kurz zuvor das Weite gesucht.

Schaffhausen steckte nach eigenen Angaben 13 bis 15 Millionen Euro in Springer & Jacoby, doch es half alles nichts: Das einstige Flaggschiff der deutschen Werbebranche, für das die Chefs heute so bekannter Agenturen wie Jung von Matt, kempertrautmann oder Philipp und Keuntje arbeiteten, war nicht mehr flottzukriegen. Ein erneuter Verkauf scheiterte. Zuletzt prüfte im Herbst 2009 die Agenturholding Commarco, Muttergesellschaft von Scholz & Friends, Lowe Deutschland und GKK, eine Übernahme. Im Januar streikten dann die Mitarbeiter wegen ausstehender Gehaltszahlungen. Der letzte Akt des langen Sterbens hatte begonnen. Ende März wurde der knapp 30-köpfigen Belegschaft gekündigt.

Die Insolvenz empfindet Manfred Schüller deshalb "fast als Erlösung". Er stand 17,5 Jahre in Diensten von Springer & Jacoby, davon acht Jahre als Geschäftsführer. Dass es so weit kommen musste, macht ihn "traurig und wütend".

Gegründet wurde die Agentur 1979 von Reinhold Springer und dem ein paar Jahre später ausgestiegenen Holger Nicolai. Konstantin Jacoby kam erst 1983 dazu. In puncto TV-Werbung war die Agentur lange führend. Ihr Aufstieg verlief parallel zu dem des Privatfernsehens.

Wie aber kam es zum Niedergang? Für den Werbeprofessor Sebastian Turner begann die Misere 2003 mit dem Weggang von Kemper und seines damaligen Stellvertreters Amir Kassaei. Damals "hat sich die Agentur selbst enthauptet", sagte er 2009 dem Abendblatt.

Für andere ist 2004 der Wendepunkt, als Springer und Jacoby ihre letzten Anteile verkauften. "Seitdem ist die Firma in einer Abwärtsspirale", schrieb die "Süddeutsche Zeitung".

Was aber wird von der Agentur bleiben? "Springer & Jacoby", sagt Schüller, "wird als die Ikone in die deutsche Werbegeschichte eingehen, die die meisten erstklassigen Werber hervorgebracht hat."