Die Hamburger Werbeagentur Springer & Jacoby wird im Oktober 30 Jahre alt. Es dürfte ein trauriges Jubiläum werden.

Hamburg. Die Agentur, die 1979 von Holger Nicolai, Reinhard Springer - Konstantin Jacoby kam erst später dazu - gegründet wurde, hat ihren Glanz verloren. Ihre Muttergesellschaft, die Elmshorner Holding Avantaxx, hat sich bei der Übernahme finanziell verhoben. Sie sucht nun händeringend einen Käufer. Mit dem Vorstand des Art Directors Clubs Deutschland, Sebastian Turner, sprach das Abendblatt über einen verblassenden Mythos.

Hamburger Abendblatt:

Herr Turner, was verbinden Sie mit Springer + Jacoby?

Sebastian Turner:

Das ist unter den Agenturen schon fast ein Mythos. Das überlagert alles, auch die derzeit nicht so erfreulichen Nachrichten.

Abendblatt:

An welche Kampagnen erinnern Sie sich?

Turner:

An Mercedes, Mercedes und Mercedes. Schön ist etwa der Spot, in dem ein Mann zu spät nach Hause kommt und seiner Frau sagt, er habe eine Panne gehabt. Daraufhin klebt sie ihm eine, denn laut Pannenstatistik kann einem Mercedes so etwas gar nicht passieren.

Abendblatt:

Der Aufstieg von Springer + Jacoby fällt zeitlich mit dem Durchbruch des Privatfernsehens zusammen. War das Zufall?

Turner:

Nein. Das Privatfernsehen hat Agenturen wie Springer + Jacoby begünstigt, die das Bewegtbild gemeistert haben. Es ging nicht mehr darum, wie bei einer Anzeige alles auf einen Blick zu erfassen, sondern darum, eine kleine Geschichte zu erzählen. Da hat Springer + Jacoby Standards gesetzt.

Abendblatt:

Wann begann der Niedergang der Agentur?

Turner:

2003 hat sich die Agentur selbst enthauptet. André Kemper, heute kempertrautmann, und sein damaliger Stellvertreter Amir Kassaei, heute DDB, gingen entnervt von Bord, weil ihnen die guten Ratschläge zu viel wurden. Wenn zwei so außergewöhnliche Kreative gehen, verkraftet das kaum eine Agentur. Alexander Schill übernahm und machte seine Sache gut. Als aber dann auch er ging, wuchs kein weiterer Kopf nach.

Abendblatt:

Ist die Marke Springer + Jacoby noch etwas wert?

Turner:

Ja, aber nur, wenn man gut mit ihr umgeht.

Abendblatt :

Lässt sich der Wert beziffern?

Turner:

Springer & Jacoby ist für unterschiedliche Interessenten unterschiedlich viel wert. Deshalb hat Avantaxx, die Holding von Lutz Schaffhausen, einen relativ hohen Preis für die Agentur gezahlt:

Wenn Sie einen nicht profilierten Markennamen haben, profitieren Sie von der hohen Bekanntheit von Springer & Jacoby. Noch im letzten Jahr landete die Agentur bei einer Kundenumfrage unter den Top Ten. Wenn Sie aber bereits einen bekannten Namen haben, ist das Image von Springer & Jacoby für Sie nicht so viel wert. Und in der Krise ist es ohnehin schwer, einen guten Preis zu erzielen.

Abendblatt:

Man erzählt sich, dass Scholz & Friends Interesse an Springer & Jacoby hat.

Turner:

Da müssen Sie meine Nachfolger fragen. Ich gebe mir Mühe, ihnen nicht mit Ratschlägen über die Medien auf die Nerven zu gehen.