Doris Dörrie führt Regie in den ersten beiden Folgen. Eine starke Riege von Schauspielerinnen und Witz prägen sechs tragikomische Episoden.

Serie: Klimawechsel 20.15 Uhr ZDF

Klar kann eine Frau mit 44 und einem Säugling an der Brust wenig später in die "Wechseljahre" kommen. Andererseits gibt es auch 56-Jährige, die noch nichts davon merken. Aber bei vielen Frauen löst der natürliche Prozess Panik und manchmal auch kopflose "Rückhol"-Entscheidungen aus: Ein strafferer Busen muss her, ein jüngerer Liebhaber, ein frivoleres Lebensgefühl. Die gnadenlose Realität holt sie jedoch bald auf den Boden der Unvermeidlichkeit zurück. Das ist kein Thema für einen Fernsehfilm: Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit, unverständliche Stimmungsschwankungen - wer will das sehen? Aber dann kommt Doris Dörrie und schreibt zusammen mit Ruth Stadler eine sechsteilige Kurzfilmserie darüber, wobei sie nichts auslässt, was Frauen um die 50 bewegt und umtreibt, was sie verdrängen oder bekämpfen mit allen Tricks und Mitteln, wie sie leiden und sich lächerlich machen im verzweifelten Versuch, der Natur ein Schnippchen zu schlagen.

Die Rede ist vom "Klimawechsel" im Leben jeder Frau. Einem Tabu, bis heute. Generationen von Frauen sind damit aufgewachsen, dass "man darüber nicht spricht". Ein ernstes, ein verschwiegenes Ereignis also. Kann man darüber auch lachen? Ja, man kann. Doris Dörrie und ihre Mitstreiterinnen haben die tragikomischen Episoden um vier Lehrerinnen und eine Gynäkologin mit so viel Temperament und Witz versehen und inszeniert, dass dieser pralle Frauenfilm trotz unverkennbar auch anrührend melancholischer Momente zu einer selbstironischen, nie peinlichen, sondern längst überfälligen Offenbarung gerät.

Dabei wuchern sie und ihre Regie-Kolleginnen Gloria Behrens (Folgen 3 und 5) sowie Vanessa Jopp (Folgen 4 und 6) mit den komödiantischen Talenten ihrer spielfreudigen Darstellerinnen und deren männlichen Lust- oder Unlust-Objekten, darunter Oliver Stokowski, der als Oliver Busch seine freudlose Midlife-Crisis zum Anlass nimmt, einem "Begräbnisverein" beizutreten.

Desirée Dische (Andrea Sawatzki), die Möchtegern-Künstlerin mit lästigem Baby, kann nicht verstehen, was mit ihr passiert. Und so kriegt sie auch erst spät mit, dass Ronnie (Kai Schumann), der unzuverlässige Vater ihres Kindes, ein viriler Yoga-Trainer und begehrter Liebhaber, die eindeutigen Wünsche begieriger Frauen mittleren Alters gern erfüllt. Wobei es zu bedrohlichen Konkurrenzen kommt. So wetteifern die attraktive Lehrerin Beate Busch (Ulrike Kriener) und die schon etwas angejahrte, aber entschlossene Gynäkologin Dr. Evelyn Bach (hinreißend "böse": Maren Kroymann) mit allen weiblichen Waffen - auch unterhalb der Gürtellinie - um die Gunst des Matadors. Während die allzu rundliche und immer schwitzende Angelika Arndt (Maria Happel) nach vergeblichen Diäten den Ausweg aus einem frustrierenden Eheleben mit Kurt (Horst Kotterba) durch Fatih Üsül (Aykut Kayacik) in der Hinwendung zur Spiritualität sucht. Die Biologielehrerin Cornelia Koch (Juliane Köhler) schließlich besiegt ihre Panikattacken im Schulunterricht durch eine Affäre mit dem 17-jährigen Schüler Florian (Maximilian Pelz), der ihr ausdauernd nachstellt.

Die bei aller Turbulenz und Komik nicht lebensfernen Ereignisse haben die Schauspielertruppe in ihren Interpretationen ebenso angeregt, wie sie die Zuschauer zum Lachen und Nachdenken bringen werden. Andrea Sawatzki sagt: "Die Wut darüber, in der Mitte des Lebens noch nichts davon verwirklicht zu haben, was diese Desirée Dische mal wollte, diese Verzweiflung, diese Lust, alles zu zerstören, das konnte ich mir sehr gut vorstellen, und darin haben mich die Autorinnen Doris Dörrie und Ruth Stadler auch nicht begrenzt, so konnte ich diese Gefühle ungefiltert zeigen."

Und ihre Kollegin Maren Kroymann, eine erklärte Feministin, ergänzt: "Ich habe so gelacht, als ich die Drehbücher las. Und ich fand es großartig, dass Doris Dörrie sich traut, das tabuisierte Thema der Wechseljahre mit so einem radikalen, ja teilweise bösen Humor aufzugreifen. Mir hat es einen Heidenspaß gemacht, die gemeine, anti-feministische Gynäkologin zu spielen, ein politisch korrektes Image brauche ich im Film nicht, Humor muss politisch unkorrekt sein."

Als Zuschauer sollte man schon großzügig genug sein, um über einige krasse Szenen und allzu dicke Klischees einfach lachen zu können, dann nehmen Frau und Mann einen wahrhaftigen Einblick in das alltägliche Leben beim "Klimawechsel".

Folgen 3 bis 6 ab 8. April, jew. Do, 21 Uhr