Regisseur Lee Daniels erzählt die berührende Geschichte des Mädchens “Precious“ mit der herausragenden Hauptdarstellerin Gabourey Sidibe.

Das Leben von Claireece "Precious" Jones (Gabourey Sidibe) ist die Hölle. Der Vater vergewaltigt sie wiederholt und schwängert sie zweimal, die Mutter (Mo’Nique) demütigt das 16 Jahre alte Mädchen und hält es wie eine Sklavin. Precious ist fett, sie kann kaum lesen und schreiben, aber sie hat Träume. Wenn sie in den Spiegel sieht, verwandelt sie sich in eine blonde Schönheit, die zum Schulabschlussball ausgeführt wird und in der Disco alle Blicke auf sich zieht.

Gerade weil sie noch Träume hat, will die im New Yorker Schwarzengetto Harlem lebende Jugendliche ihrem Elend entfliehen. Eine engagierte Lehrerin (Paula Patton) und eine pragmatische Sozialarbeiterin (überraschend großartig: Souldiva Mariah Carey) helfen ihr auf dem schweren Weg in eine Normalität.

Als der afroamerikanische Regisseur Lee Daniels seinen Film "Precious", der auf dem Roman "Push" der Schriftstellerin Sapphire basiert, fertig geschnitten hatte, glaubte er nicht daran, einen Verleih zu finden, sondern rechnete damit, dass seine häusliche Horrorshow nur als DVD veröffentlicht werden würde. Doch er zeigte den Film beim Sundance Festival und begeisterte die populäre und mächtige US-Talkmasterin Oprah Winfrey für sein Werk. Die rührte unaufhörlich die Werbetrommel und sorgte dafür, dass "Precious" auf weiteren Festivals gezeigt und zum Kinohit wurde. Zwei Oscars sackte Daniels’ Drama auch noch ein, einen für die Komödiantin Mo’Nique als beste Nebendarstellerin und einen für das Drehbuch .

Selten zuvor hat ein Regisseur den Teufelskreis aus Armut, mangelnder Bildung und häuslicher Gewalt so genau eingefangen wie Daniels das mit "Precious" gelungen ist. Es gibt Szenen von verbaler Gewalt zwischen Mutter und Tochter, die mindestens so schlimm und verletzend sind wie eine körperliche Vergewaltigung und beim Betrachten kaum auszuhalten sind. Eine hässliche Geschichte wird hier ungeschönt erzählt, Zugeständnisse an das Mainstream-Kino gibt es nicht. Trotzdem, etwas Hoffnung gibt es. Eine Sozialarbeiterin (Mariah Carey) nimmt sich Precious’ an, an der neuen Schule scheinen sich die Dinge zu bessern. Precious lernt zu schreiben, zu lesen, fühlt sich beachtet und geachtet - ein kleines bisschen kann sie der Hölle entkommen.

Der Film ist in seiner Härte authentisch, aber er hat auch Humor - besonders in den Schulszenen - und er lässt der Hauptfigur ihre Würde. Trotz ihres unförmigen verfetteten Körpers geht "Precious" Jones gegen ihre Opferrolle an. Gabourey Sidibe spielt die Titelfigur als ein zartes verletzliches Wesen, das zum Sympathieträger wird, weil sie sich wehrt, weil sie ehrlich mit sich und ihrer Umwelt ist. Sie ist das Gegenstück zu all den schlanken, blonden "All American Girls". Nicht das Äußere ist entscheidend. "Precious" Jones steht für Wahrhaftigkeit und universelle Werte. Und die kann jeder teilen, fühlen und verstehen.

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Precious - Das Leben ist kostbar USA 2009, 109 Minuten, ab 16 Jahren, R: Lee Daniels; D: Gabourey Sidibe, Mo'Nique, Paula Patton, Mariah Carey, Lenny Kravitz, täglich im Abaton, UCI Mundsburg, Zeise; www.das-leben-ist-kostbar.de