Die Leipziger Buchmesse hat ihren Ruf als riesiges Lesefest mit einem kräftigen Besucherplus - 9000 mehr als im Vorjahr - bestätigt.

Leipzig/Hamburg. Die Leipziger Buchmesse hat ihren Ruf als riesiges Lesefest mit einem kräftigen Besucherplus bestätigt. Die viertägige Frühjahrsschau der Bücher lockte 156 000 Interessierte an und damit 9000 mehr als im Vorjahr. "Wir sind mit dem Messeverlauf hochzufrieden", sagte der Geschäftsführer. In den Messehallen hatten rund 2000 Verlage aus 39 Ländern ihr Frühjahrsprogramm präsentiert. Auf der Messe und an 300 Orten in der Buchstadt Leipzig stellten 1500 Autoren ihre neuen Werke vor.

Die Verlage wurden von Lesern geradezu überrannt. "Das Interesse am gedruckten Buch ist ungebrochen groß", sagte Stefanie Hintze von Random House (München). Schockiert zeigte sie sich allerdings davon, wie viele Besucher am Stand Bücher stehlen.

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller zog ihre Zuhörer im ausverkauften Centraltheater weit mehr in den Bann als am Abend zuvor Nobelpreis-Kollege Günter Grass im Alten Rathaus. Während der vor allem älteres Publikum anlockte, kamen zu Müller viele junge Leute.

Praktisch keine Rolle spielte das E-Book. Während das erstmalige Angebot des Messebuchladens, dort auch elektronische Bücher zu kaufen, fast ignoriert wurde, drängelten sich die Besucher dort wie immer vor den Bücherregalen - als ob es außerhalb der Messe nirgendwo Literatur zu kaufen gäbe. Dennoch wurden auf der Messe sogar schon E-Book-Ledereinbände präsentiert.

Einer der im Rahmen der Messe verliehenen Preise geht nach Hamburg, genauer: ein Fünftel dieses Preises. Die Bücherstube Felix Jud, die im vergangenen Jahr mit vier kleinen, feinen Literaturbuchhandlungen in München, Köln, Freiburg und Berlin die Initiative "5plus" gegründet hat, und ihre Partner wurden mit dem "Buchmarkt Award" ausgezeichnet.

Das Fachblatt "Buchmarkt" würdigte die Anstrengungen der fünf Läden um kreatives und offensives Marketing als beste Buchhandelskampagne 2010. Dank persönlicher Kontakte zum Autor und mit Unterstützung seines Hausverlags Suhrkamp hatten die Buchhändler letztes Jahr in Eigenregie eine Erzählung des Amerikaners Louis Begley verlegen können. Der Romancier kam daraufhin auch zu Lesungen in die fünf Läden, die 2200 Exemplare waren rasch vergriffen.

Darüber hinaus brachte die Initiative vor Weihnachten ein Kundenmagazin heraus, ein zweites soll im April folgen. Die fünf Davids des deutschen Buchhandels werden mit ihrer "Qualitätsoffensive" die zwei Goliaths der Branche - Kettenläden und Amazon - kaum in die Knie zwingen. Doch sympathisch kann einem das kleine Kartell der Machtlosen schon sein.

Was die Laufkundschaft noch gar nicht richtig mitbekommen hat: Bei der Bücherstube Felix Jud und den übrigen 5plus-Läden können Kunden auch mitten in der Nacht über die jeweilige Homepage online Bücher bestellen, die nach Wahl entweder nach Hause oder in die Buchhandlung geliefert werden. Die Auswahl aus 450 000 lieferbaren Titeln klingt gegenüber Amazon durchaus konkurrenzfähig.