Eine Liebe, so gewaltig und schön, dass sie scheinbar alle Hindernisse sprengt, das verkörpern Romeo und Julia. Heute im Schauspielhaus!

Die berühmteste Liebesgeschichte der Welt ist auch 400 Jahre nach ihrer Entstehung noch Shakespeares "Romeo und Julia". Das junge Paar, das verfeindeten Familien entstammt und von der Liebe wie vom Blitz getroffen wird, verkörpert wohl die schönste Utopie jedes Menschen: Dass die Liebe so gewaltig ist, so schrankenlos, hemmungslos, leidenschaftlich und wahrhaftig, dass sie jedes Hindernis hinwegfegt.

Auf Menschen, deren Alltag daraus besteht, vor flimmernden Computerschirmen und unter Klimaanlagen zu sitzen, bis es Zeit ist, mit dem Bus nach Hause zu fahren und sich unter der Mikrowelle etwas aufzuwärmen, muss Romeos und Julias brodelnde Gier geradezu animalisch wirken. Doch leider, so wissen wir aus wunderbaren Verfilmungen und zahllosen Aufführungen - zuletzt im Thalia in der Gaußstraße mit Daniel Hoevels und Olivia Graeser - scheitert auch die heftigste Liebe an schrecklichen Missverständnissen. In "Romeo und Julia" endet sie tödlich. Doch die Erkenntnis, dass selbst das Ausschließliche nicht siegen kann, steigert die ewige Begeisterung für dieses Stück wohl eher noch. Man will immer wieder wissen, warum diese Liebe scheitert.

"Das Stück ist die Keimzelle aller Liebesgeschichten", sagt Dramaturg Michael Propfe, der die Inszenierung, die Klaus Schumacher am Sonnabend im Schauspielhaus herausbringt, begleitet. "Dieses Liebespaar spricht auf unmittelbare Weise miteinander und damit zu den Zuschauern", sagt er. "Hinzu kommt, dass der Autor die Figuren mit seiner Intelligenz und seinem Fantasiereichtum ausgestattet hat." Fürs Programmheft hat Propfe einen fiktiven Dialog berühmter Denker und Dichter zum Thema Liebe zusammengestellt. Da sagt etwa der Dramatiker Ortega y Gasset: "Wer einmal etwas liebt, trägt die Verpflichtung, dass es existiert; er kann, soweit es an ihm liegt, die Möglichkeit einer Welt nicht zulassen, in der dieser Gegenstand fehlt." Und Erich Fromm weiß: "Wenn zwei Menschen, die einander fremd waren - wie wir uns das ja alle sind -, plötzlich die trennende Wand zwischen sich zusammenbrechen lassen, wenn sie sich eins fühlen, so ist dieser Augenblick des Einsseins eine der freudigsten, erregendsten Erfahrungen im Leben."

Die Sucht nach der reinen, unverstellten Liebe, die sehen wir alle gern auf der Bühne. In Julia Nachtmann und Aleksandar Radenkovic, die gemeinsam schon in "Kabale und Liebe" begeisterten, haben wir ein wunderbares Paar, dem wir beim Suchen, Finden und Enden der Liebe zuschauen können.

Romeo und Julia Premiere 16.1., 20.00, Schauspielhaus (Hauptbahnhof), Kirchenallee, Karten 11,- bis 55,- unter T. 24 87 13