Heute beginnt der Vorverkauf für die hochklassigen Inszenierungen. Die Stücke werden im Bau der Elbphilharmonie gezeigt.

Hamburg. Zum vierten Mal findet in diesem Herbst das Hamburger Theaterfestival statt. Wie immer zeigt es Spitzeninszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum, Aufführungen, die in Wien, Berlin, München, Zürich oder Frankfurt das Publikum begeisterten und Kritiker zu Beschreibungen wie "großes Publikumsbelohnungsspiel" hinrissen.

+++Viel mehr Theater geht nicht+++

Schon die Eröffnung am 29. September könnte ein Knaller werden. Aus Berlin kommt "Human Requiem", eine musikalische Produktion des Rundfunkchores Berlin in Zusammenarbeit mit einem Team der Compagnie Sasha Waltz & Guests. Gezeigt wird sie im Bau der Elbphilharmonie, auf der Plaza. Dies also wird das erste Konzert auf Hamburgs berühmtester Baustelle werden, eine szenische Version von Brahms' Deutschem Requiem, bei dem der Rundfunkchor aus der Masse des Publikums heraussingt.

Stephan Kimmigs Inszenierung von Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" erhielt 2011 den "Faust"-Theaterpreis. Die Aufführung vom Berliner Maxim-Gorki-Theater wirkt zuweilen wie eine Boulevard-Komödie von Yasmina Reza. Das herausragende Ensemble, in dem unter anderen Nina Hoss, Ulrich Matthes, Katharina Schüttler und Alexander Khuon zu sehen sind, gastiert am 4. und 5. Oktober auf Kampnagel.

+++Ein bisschen Frieden im Streit um die Elbphilharmonie+++

Im vergangenen Jahr bereits eingeladen und leider nicht gezeigt werden konnte Martin Kusejs "Das Interview" nach dem Film von Theo van Gogh. Birgit Minichmayr und Sebastian Blomberg liefern sich als Politjournalist und Soap-Star ein Kammerspiel von "atemloser Spannung und messserscharfen Dialogen" (6./7.10., Kampnagel). Großes Theater gibt es bereits einen Tag später in der Staatsoper zu sehen. Dort gastiert Matthias Hartmanns Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt" vom Wiener Burgtheater. Ein "beispielloser Leistungsbeweis des Wiener Burgtheaters" sei diese Aufführung, hieß es in der Presse. Kein Wunder, spielen hier doch Stars wie Nicholas Ofczarek, Joachim Meyerhoff, Michael Maertens, Sven-Eric Bechtolf, Maria Happel, Dörte Lyssewski (8./9.10.).

Die tragischste Frauengestalt in der Theaterliteratur ist Medea. Michael Thalheimers Inszenierung der griechischen Tragödie am Schauspiel Frankfurt mit Constanze Becker in der Titelrolle galt vielen als Aufführung des Jahres. "Theaterglück" schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Medea" ist am 23./24.10. im Thalia zu sehen.

+++Die Elbphilharmonie+++

Zur Erinnerung an den verstorbenen Regisseur Jürgen Gosch kommt zum Abschluss des Festivals am 5./6.11. seine 2009 zur "Inszenierung des Jahres" gewählte "Möwe" aufs Kampnagelgelände. In der "Süddeutschen Zeitung" hieß es, Gosch habe hier "den Theaterstein der Weisen gefunden".

15 000 Zuschauer kamen zum letzten Hamburger Theaterfestival, das sich aus Spenden von 500 000 Euro und den Einnahmen aus dem Kartenverkauf ohne staatliche Unterstützung finanziert. Festivalchef Nikolaus Besch, der sich in der laufenden Saison 35 Produktionen angeschaut hat, sagt: "Die Auswahl ist mir oft schwergefallen, aber wir haben uns jetzt für das hoffentlich spannendste, abwechslungsreichste und aufregendste Programm entschieden." Heute beginnt der Vorverkauf.

Hamburger Theaterfestival 29.9. bis 6.11., Tickets zu 13,50 bis 69,- im Vvk.; Infos im Internet unter www.hamburgertheaterfestival.de