Das Elbjazz-Festival präsentiert am 25. und 26. Mai rund um den Hafen Künstler wie Helge Schneider, Chilly Gonzales und Katzenjammer.

Hamburg. In seiner langen Karriere als Komödiant ist Helge Schneider schon in viele Rollen geschlüpft. Am Wochenende wird er zum Lockvogel. Schneider, der regelmäßig den Stadtpark ausverkauft, soll mit seiner Bekanntheit Zuschauer dazu bringen, zum Elbjazz-Festival zu kommen und Musik zu hören, die ihnen bisher vielleicht zu abseitig, zu kompliziert vorkam - Vorurteile, mit denen sich die Jazzmusik immer wieder auseinandersetzen muss. Der lustige Helge soll nun diese Schwellenangst überwinden helfen. Was er sicher gern macht, denn in erster Linie versteht sich der Multiinstrumentalist nicht als Musikclown, sondern als Jazzmusiker. "Den Quatsch drumherum machen wir, damit wir die Musik an den Mann bringen können", hat er einmal gesagt. Wie ernst der aus Mülheim/Ruhr stammende Entertainer genommen wird, verdeutlicht, dass er in diesem Jahr beim renommierten Moers-Festival einen ganzen Abend, den er kuratiert hat, mit Gästen bestreiten darf.

Auch das Elbjazz-Publikum kann sich auf spannende Begegnungen zwischen Helge Schneider und erstklassigen Musikern freuen. Da ist zum einen ein Duo, das er mit dem Pianisten Chilly Gonzalez spielen wird (Sa 21.30 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne). Der Kanadier ist ähnlich durchgeknallt wie Schneider, der Auftritt könnte ein extrem lustiges Treffen werden. Ebenso viele Überraschungen wird das Aufeinandertreffen zwischen Schneider und dem jungen deutschen Weltklassepianisten Michael Wollny bringen (Fr 19.30 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne).

Außer dem Lockvogel Schneider gibt es bei der dritten Auflage von Elbjazz weitere Zugpferde, die aus dem Pop kommen wie das norwegische Mädchenquartett Katzenjammer (Fr 23 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne), die holländische Sängerin Caro Emerald (Sa 23 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne) oder den amerikanischen Saxofonisten Curtis Stigers (Fr 21 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne), der mit "I Wonder Why" in den 90er-Jahren einen Schmuseballadenhit hatte, inzwischen aber ins Jazzfach gewechselt ist.

Mehr als 80 Auftritte stehen am 25. und 26. Mai auf dem Programm. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Klavier mit ein paar richtigen Schwergewichten. Neben den bereits erwähnten Pianisten zählen zu den internationalen Spitzenkräften auch Joachim Kühn, diesmal im Duo mit seinem Bruder Rolf (Fr 21.30 Uhr, Stage Kehrwieder Theater, Sa 18 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne), der Afroamerikaner Robert Glasper (Sa 22.30 Uhr, Stage Kehrwieder Theater), Jacob Karlzon aus Schweden (Fr 23 Uhr, Stage Kehrwieder Theater), der Kubaner Omar Sosa (Fr 19 Uhr, Blohm + Voss Südkai/Sa 16 Uhr, Blohm + Voss Hauptbühne) und Anke Helfrich (Sa 16 Uhr, Stage Kehrwieder Theater).

Ein Programm mit so vielen Bühnen und Künstlern wirkt erst mal wie ein undurchdringlicher Dschungel. Aber die Erfahrungen der beiden ersten Jahre und die Kompetenz der Programmverantwortlichen stehen für erstklassige Qualität sowohl auf den großen Bühnen als auch in den kleinen Spielstätten wie der MS "Bleichen" oder der Unilever-Kantine. Als Geheimtipp wird das Quartett des italienischen Saxofonisten Francesco Bearzatti gehandelt, der mit einem Malcolm-X-Projekt nach Hamburg kommt (Fr 22.30 Uhr, Blohm + Voss Südkai). Oder das finnische Duo Lepistö & Lehti, das einen beswingten Mix aus nordeuropäischem Tango, Jazz und Weltmusik spielt (Sa 17.30 Uhr, MS "Bleichen"). Welche klanglichen Möglichkeiten eine Posaune bietet, machen die Auftritte von Nils Wograms Trio "Nostalgia" hörbar (Sa 19 Uhr, Blohm + Voss Südkai/22 Uhr, Unilever-Kantine).

Hamburg-Premieren gibt es beim Elbjazz mit der Londoner Sängerin Zara McFarlane (Sa 17 Uhr, Blockbräu/20 Uhr, Unilever-Kantine) und der aus Albanien stammenden Elina Duni (Sa 19 Uhr, Stage Kehrwieder Theater). Auch Hamburger Künstler sind bei diesem internationalen Festival vertreten, unter anderem der Saxofonist Gabriel Coburger (Sa 15.30 Uhr, Hafenmuseum).

15 Barkassen verkehren auf fünf Linien, um die Zuschauer an den beiden Festivaltagen durch den Hafen zu den verschiedenen Bühnen zu schippern, außerdem ist vom Hafenmuseum ein Bus-Shuttle zu den Werftbühnen eingerichtet. Bei aller guten Planung war der einzige Unsicherheitsfaktor das Wetter. Doch da scheinen die Organisatoren Glück zu haben. Für Pfingsten wird viel Sonne vorausgesagt.

Elbjazz Fr 25.5., ab 18.00, Sa 26.5., ab 13.30, Bühnen bei Blohm + Voss, HafenCity, Hansahafen, Karten 64,- (2-Tages-Ticket), 42,- (Tagesticket); alle obigen Angaben ohne Gewähr; www.elbjazz.de