Die Niederländerin Ayaan Hirsi Ali in Berlin geehrt. Journalisten-Akademie zeichnet zum 21. Mal Nachwuchs-Hoffnungsträger aus.

Berlin. Für die niederländische Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali ist Toleranz gegenüber Intoleranten nichts anderes als Feigheit. Die Tochter eines somalischen Oppositionspolitikers, die vor ihrer Zwangsverheiratung nach Holland floh, versteht es, Westeuropa durch ihre Radikalität zu verstören.

Das klappte auch in Berlin, wo Hirsi Ali gestern aus der Hand von Friede Springer den mit 25 000 Euro dotierten Axel-Springer-Ehrenpreis entgegennahm und den "Anwälten des Schweigens" ihre Philippika entgegenschleuderte. Tenor: Seht der Wahrheit endlich ins Gesicht und begreift, dass der Islam mit der liberalen Gesellschaft, wie sie sich im Gefolge der Aufklärung herausgebildet hat, nicht vereinbar ist!

Unbequemer ging es nicht. Zumal der niederländische Schriftsteller Leon de Winter zuvor eindringlich daran erinnert hatte, dass Hirsi Ali nach wie vor akuten Gefahren ausgesetzt ist. "Sie ist", hatte de Winter gesagt, "für niemanden eine Bedrohung. Sie ist nicht bewaffnet, sie will niemanden töten. Trotzdem gibt es Millionen Menschen, die sie hassen und für immer zum Schweigen bringen wollen, denn sie schreibt und spricht mit einem vollkommen unabhängigen Geist." Genau deshalb hatte der Verlag Hirsi Ali ausgewählt: um ein Zeichen für die Meinungs- und Pressefreiheit zu setzen und junge Journalisten zu ermutigen, ihre Meinung standhaft zu vertreten.

+++ Axel-Springer-Preis in Berlin verliehen +++

Ayaan Hirsi Ali wurde im Rahmen der Verleihung des Axel-Springer-Preises für junge Journalisten geehrt, der in diesem besonderen Jahr, in dem der Verlagsgründer 100 Jahre alt geworden wäre, zum 21. Mal verliehen wurde.

In der Kategorie Print gingen zwei erste Preise an Michael Bee ("Berliner Morgenpost") für seine Totensonntags-Reportage "Abschied mit einem Knall" und Carolin Pirich ("Die Zeit") für ihre Orchestermusiker-auf-Engagementsuche-Story "Das Vorspiel". Britta Stuff ("Welt am Sonntag") wurde für ihre Altkanzler-Reportage "Herr Schröder will es allen zeigen" ausgezeichnet. In der Kategorie TV gewannen Marcel Mettelsieffen (SWR, "Heinrich in Homs"), Juliane Möcklinghoff (NDR, "Andy Holzer, der blinde Bergsteiger") und Christian Wilk (ZDF, "Gefährliche Gier"), in der Kategorie Hörfunk gingen die Preise an Helen Pawlitzki (WDR 5, "23.8.2006 - Natascha Kampus entkommt ihrem Entführer"), Katja Garmasch (1Live, "Ausflug in die Todeszone - Tschernobyl-Tourismus in der Ukraine") und Nora Sevbihiv Sinemillioglu (SWR 2, "Wer darf rein, wer nicht - Von der Macht und der Angst des Türstehers"). Die Preisträger in der Kategorie Internet heißen Julius Tröger und Annika Bunse (morgenpost.de, "DDR-Flüsterwitze - Protest hinter vorgehaltener Hand"), Marcel Mettelsieffen und Jonathan Stock (spiegel.de, "Tödlicher Alltag in einer belagerten Stadt") sowie Anna Jockisch (dugunheissthochzeit.de, "Dügün heißt Hochzeit").

Marc Thomas Spahl, der Direktor der Axel-Springer-Akademie, Deutschlands modernster Journalistenschule, bescheinigte den sichtlich beglückten Preisträgern eine akribische Recherche und "eine schöne klare Sprache".