Valérie Donzellis “Das Leben gehört uns“ ist ein Krebsdrama der etwas anderen Art und schafft eine humorvolle Annäherung an das Thema.

Am Anfang geht alles ganz schnell: Romeo (Jérémie Elkaïm) trifft in einer Pariser Diskothek auf Juliette (Valérie Donzelli) und plötzlich hängt der Himmel voller Geigen. Die beiden küssen sich, lieben sich, ziehen zusammen, bekommen ein Kind, das sie Adam nennen. Ein vollkommenes Glück, so scheint es, dem auch chronischer Schlafmangel und finanzielle Schieflagen nichts anhaben können.

Doch dann stellt ein Arzt bei dem inzwischen Anderthalbjährigen eine Gesichtsasymmetrie fest, ein Neurologe überbringt die schlimme Nachricht: Adam hat einen Gehirntumor, die Heilungschancen sind gering. "Warum ausgerechnet wir?" fragt Romeo. "Weil wir es überwinden können", antwortet Juliette, und tatsächlich werfen sich die beiden unterstützt von ihren Familien und Freunden mit aller Kraft in die Schlacht. Der Kampf um das Leben ihres Kindes bestimmt von nun an das Denken und Handeln, emotionale Talsohlen, die trotz aller selbst verordneter Zuversicht natürlich kommen, werden gemeinsam durchschritten. Und wenn irgendwann Laurie Andersons Hit "O Superman" zu hören ist, dann meint das den kleinen Adam ebenso wie seine Eltern.

Valérie Donzellis "Das Leben gehört uns" erzählt eine wahre Geschichte. Und das sogar mit den realen Personen. Donzelli und Elkaïm waren ein Paar, als bei ihrem Sohn Gabriel, der zum Schluss als inzwischen Achtjähriger zu sehen ist, Krebs diagnostiziert wurde, und nun spielen sie sich also selbst - mit einer Art heiterem Ernst, der staunen lässt. Verzweiflung und Wut finden bei ihnen kaum Platz, Selbstmitleid scheint den beiden fremd. Was immer an Energie da ist, wird gegen den Tumor in Stellung gebracht. "Ich wollte einen Film voller Hoffnungen und Ideale machen", sagt die Regisseurin, und genau das ist ihr gelungen. Nicht die permanente Todesdrohung gibt den Ton dieses Filmes vor, sondern der unbeirrte Kampf für eine gemeinsame Zukunft. Insofern passt der deutsche Titel "Das Leben gehört uns" mit seinem Feststellungscharakter ebenso gut wie der französische Originaltitel "La guerre est déclarée" (Der Krieg ist erklärt). In jedem Fall geht es darum, sich nicht aufzugeben, sondern zumindest gefühlt die Kontrolle zu behalten.

Tumor ist, wenn man trotzdem lacht

Und so ist dies eben kein erwartbares Krebs-Melodram mit glatzköpfigen Kindern und tränenheischenden Streicherklängen, sondern eine Ode an die Hoffnung voll visueller und dramaturgischer Überraschungen. Darunter eine Gesangseinlage, die in ein Musical passen würde, sowie eine wunderbare Szene, in der die Eltern grotesk übertreiben, was ihrem Kind alles zustoßen könnte - bis entlastendes Lachen sich Bahn bricht. Nach Andreas Dresens "Halt auf freier Strecke" in kurzer Zeit der zweite unbedingt sehenswerte Film zum Thema.

Bewertung: empfehlenswert

"Das Leben gehört uns" F 2011, 100 Min., ab 6 Jahren, R: Valérie Donzelli, D: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, César Desseix, Gabriel Elkaïm, täglich im Abaton, Passage, Zeise; www.das-leben-gehoert-uns.de