Dem viel beachteten Kinofilm “Das Leben gehört uns“ gelingt eine humorvolle Annäherung an das Thema Krebs – ab Donnerstag im Kino.

Ein junger Mann und eine junge Frau nehmen in einer Diskothek Blickkontakt auf. Es funkt, und er stellt sich vor: "Roméo." Sie reagiert verblüfft: "Machst du Witze? Ich heiße Juliette." Und noch bevor sie sich küssen, fragt er im Scherz und in Anspielung auf Shakespeares Drama: "Erwartet uns also ein schreckliches Schicksal?" Was in dieser Situation noch ironisch gemeint war, wird wenig später bittere Realität. Roméo und Juliette werden Eltern eines kleinen Sohnes, bei dem ein lebensgefährlicher Hirntumor festgestellt wird, ein Albtraum für alle Eltern. Aber "Das Leben gehört uns" ist nicht etwa ein düsteres Drama, sondern zeigt, dass man mit Krankheit auf der Leinwand auch anders umgehen kann.

Zehn Prozent. Größer sind die Heilungschancen für den kleinen Jungen nicht. Eine Diagnose, die fast schon klingt wie ein Todesurteil. Oder wie eine Kriegserklärung, denn der Film heißt im französischen Original "La guerre est declarée" (Der Krieg ist erklärt). Das ist bewusst doppeldeutig, denn als die Eltern die Diagnose bekommen, bricht zur gleichen Zeit der Irakkrieg aus. Roméo und Juliette kämpfen um die Gesundheit ihres Kindes und um ihre Beziehung. Dabei schlägt der Film ungewöhnliche Töne an. Er ist zwar manchmal tragisch, aber dann auch wieder übermütig und lustig, es wird viel gesungen und gelacht.

Wenn im Kino Krebserkrankungen zum Thema gemacht werden, läuft es meistens auf ein Drama hinaus. Das hat eine lange Tradition von "Love Story" über "Marvins Töchter" bis hin zu "Halt auf freier Strecke". Und natürlich gibt es Dokumentationen zu dem Thema. Dass es anders geht, zeigt im Mai auch der US-Film "50/50" von Jonathan Levine, in dem der Protagonist humorvoll mit seiner Krebserkrankung umgeht. Robert Schwendtke begegnete in "Eierdiebe" 2003 der Diagnose Hodenkrebs ebenfalls mit schwarzem Humor. Fast immer sind solche Geschichten autobiografisch. Im Umgang mit einer schweren Krankheit hat der Humor offenbar eine wichtige Ventilfunktion.

"Das Leben gehört uns" hat weltweit positive Kritiken eingeheimst. Natürlich hat der Erfolg auch damit zu tun, dass diese Geschichte nicht bitter endet und authentisch ist. Valérie Donzelli und Jérémie Elkaïm spielen die jungen Eltern, die mit dieser Nachricht leben müssen, und erzählen dabei ihre eigene Geschichte. Sie haben das Drehbuch geschrieben, Donzelli hat Regie geführt.

"In meinen Filmen geht es immer auch um Angst", sagt Donzelli. Nicht um das lähmende Gefühl. Sie findet, Angst kann ein Motor sein, "der einem den entscheidenden Adrenalinkick gibt". Den Lohn der Angst hat das Paar doppelt eingefahren. Ihr Sohn wurde geheilt und ist nach wie vor gesund. Nur Donzelli und Elkaïm sind nicht mehr zusammen. Trotzdem wirken sie noch sehr vertraut und glaubwürdig, wenn sie gemeinsam den Film bewerben.

Es könnte sein, dass man in Zukunft häufiger von Donzelli hören wird, wenn sie sich ihre rebellische Ader in dem nach Konformität strebenden Filmgeschäft bewahrt. Mit "Das Leben gehört uns" ist es ihr gelungen, einen sehr persönlichen, optimistischen Film zu drehen, der sich um privateste Angelegenheiten dreht, ohne ausstellerisch zu wirken. "Wir wollten nicht alles preisgeben", sagt sie.

"Das Leben gehört uns", ab morgen in den Kinos