Nach schwierigen Planungsprozessen eröffnet Vera Munros Galerieanbau in der Heilwigstraße in Eppendorf - als praktisch “privater“ Raum.

Galerie Munro. Mit einer beeindruckenden Referenz an die Moderne hat die Hamburger Galeristin Vera Munro ihr Haus in der Heilwigstraße mit einem zweiten Schauraum bekrönt. Wo einst ein 60er-Jahre-Konstrukt das Gebäude zu einem mehr schlechten als rechten Abschluss verhalf, thront nun ein von außen eher bescheiden wirkender Aufbau. Innen aber entfaltet der fünf Meter hohe Raum ein Flair großzügiger Bauhaus-Eleganz. Eine wandfüllende Fensterfront eröffnet einen atemberaubenden Blick auf den rückseitigen Fleet, während sich der Besucher in einem freundlich erhabenen wie ihn erhebenden Raum wiederfindet. Mies van der Rohe lässt grüßen - mit einer Liege des Meisters und den Maßen, nach denen die Fensterwand angefertigt wurde. Offiziell eingeweiht wurde der Anbau mit einer Eröffnung durch den Künstler Imi Knoebel.

Einer Provinzposse hat es Galeristin Vera Munro zu verdanken, dass die Eröffnung von Ausstellung und dem neuen, rund 180 Quadratmeter großen Raum gleichzeitig zur 35-Jahre-Jubiläumsfeier gerät.

Lange wurde um die Baugenehmigung prozessiert, mit dreijähriger Verzögerung wurde sie schließlich erstellt, jedoch mit dem einschränkenden Ergebnis, dass zwar gebaut, die Eppendorfer Galerie-Erweiterung aber nur als privater Wohnraum genutzt werden darf. Das bedeutet in der Praxis: Nur Vera Munro bekannte Sammler dürfen von ihr persönlich "nach Hause" eingeladen werden. Ein Tribut an den hanseatischen Kleingeist - und ein Grund mehr, warum in Berlin, wo man sich der Ausstrahlungskraft von Kunst bewusst ist, die Dinge anders laufen.

Vera Munro kann sich da nachträglich noch immer aufregen. Aber schließlich überwiegt ihre Freude. Freude darüber, dass es auch in den Behörden tatkräftige Unterstützung für den Bau gab. Freude aber vor allem darüber, dass sie in ihrem Leben als Galeristin sich international erfolgreich durchsetzen konnte. "Ich bin versöhnt mit der Situation. Meine Hamburger Sammler stehen hinter mir." Sie bestärken sie in einem Geschäft, das für sie immer eine Gratwanderung war.

Mit ihrem Profil, das mitunter auf sperrige, konzeptionell ausgeklügelte, oft minimalistische Kunst setzt, betreibt sie keine trendy Galerie. Vera Munro weiß das. Aber sie weiß auch, dass sie dabei oft auf Namen gesetzt hat, die heute zum unangefochtenen Bestand moderner Kunst zählen: auf Joseph Beuys, Mario Merz, Gerhard Richter, Cy Twombly oder, wie jetzt, auf Imi Knoebel, ehemaliger Beuys-Schüler und Vertreter einer auf Abstraktion reduzierten Formensprache.

Mit Imi Knoebel feiert Vera Munro sogar ein zweites Jubiläum. Seine erste Ausstellung hier fand vor 25 Jahren statt. Zwei Jahre hat er sich nun auf die neue Hamburger Ausstellung vorbereitet. Sparsam wie eh und je und weniger farbig als früher wird er dabei die alten Räume und selbstverständlich auch den neuen einrichten. Mit mehreren Werkreihen, die er zusammengenommen als ein Werk begreift und die sich auch als Hommage an Kasimir Malewitsch (1879-1935) verstehen, einen der Mitbegründer der modern abstrakten Bildsprache.

In Imi Knoebels Rechtecken, Trapezen oder Siebenecken, in Schwarz-Weiß oder mit Blattgold überzogen, schwingen immer auch Reminiszenzen an Malewitschs Bild "Rotes Haus" oder an die Tradition der russischen Ikonenmalerei mit. Ein positives Signal in Richtung offenes Haus? Vielleicht ist es eines Tages doch möglich, dass auch Frau Munro gänzlich unbekannte Kunstliebhaber einen der schönsten Ausstellungsräume Hamburgs betreten dürfen.

Galerie Vera Munro: Imi Knoebel bis 30. Juli Di-Fr 9.00-18.00, Sa 11.00-14.00, Heilwigstr. 64 (Bus 109), T. 47 47 46; www.veramunro.de