In Jodie Fosters neuem Film “Der Biber“ spielt Mel Gibson einen Depressionskranken. Foster überzeugt auch als Regisseurin.

Es gibt Filme, die bewegen sich ganz nah an der Grenze zum Scheitern, an der Grenze zum Trash. Sie erwarten vom Zuschauer, dass er eine vielleicht absurde, vielleicht lächerliche Voraussetzung akzeptiert. Das birgt immer auch die Gefahr, dass der Zuschauer sich gegen das Gesehene sperrt und das mühsam aufgebaute Konstrukt in sich zusammenfällt. Der neue Film von Jodie Foster, ihr dritter als Regisseurin nach "Das Wunderkind Tate" und "Familienfest und andere Schwierigkeiten", ist ein solcher Fall, und dass die Gratwanderung nicht scheitert, ist ihrer unspektakulären Inszenierung und - auch das eine Überraschung - Hauptdarsteller Mel Gibson zu verdanken, der ebenso ernsthaft wie drollig den Problemen seiner Figur nachspürt und damit so etwas wie ein Comeback versucht.

Im Original spricht der Biber mit australischem Akzent

Gibson spielt Walter Black, erfolgreicher Geschäftsführer einer Spielzeugfabrik und liebender Familienvater, der wie aus heiterem Himmel von schweren Depressionen heimgesucht wird. Nichts geht mehr. Arbeitskonferenzen erlebt er wie in Trance, zuhause liegt er den Rest des Tages im Bett. Seine Frau Meredith (Jodie Foster) und die beiden Söhne reagieren anfangs noch verständnisvoll und hilfsbereit. Irgendwann aber setzt Meredith ihren Gatten einfach vor die Tür. Walter will sich das Leben nehmen. Im Müll findet er eine Biber-Handpuppe, die ihm fortan als Alter Ego dient, an das sich jeder Gesprächspartner wenden muss. Das Stofftier legt los (im Original mit Gibsons australischem Akzent) und schmeißt den Laden mit Charme, Elan, Ideenreichtum. Walter wird aber seinen Biber nicht mehr los ...

Jodie Foster und Autor Kyle Killen, der das Drehbuch jahrelang erfolglos anbot, geben gar nicht erst vor, eine klinisch korrekte Studie von Depression oder gar Schizophrenie zu inszenieren. Die Gründe für Walters Schwermut werden nie benannt, die Ausmaße wirken übertrieben. Die Filmemacher widmen sich vielmehr dem komischen Gefälle zwischen der scheinbaren Verschrobenheit Walters und dem realen Pragmatismus, dem sich seine Mitmenschen weiterhin verpflichtet fühlen. Am besten nähert man sich dem Film mit der Vorstellung, dass Walter wie ein Schauspieler eine Rolle annimmt, hinter der er sich verstecken kann. Dann wirkt der Mann auch nicht mehr lächerlich, sondern einfach nur - exzentrisch. So pendelt der Film ein wenig unentschieden zwischen Drama und Lustspiel, ohne allzu sehr in Extreme auszuschlagen. Jodie Foster ist auf Nummer sicher gegangen.

+++-- Der Biber USA/Vereinigte Arabische Emirate 2011, 91 Min., ab 6 J., R: Jodie Foster, D: Mel Gibson, Jodie Foster, Jennifer Lawrence, täglich im Abaton (OmU), Blankeneser, Holi; www.biber-derfilm.de