Fast zwölf Millionen Zuschauer sahen den “Tatort: Herrenabend“ mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers im Ersten. Doch warum nur dieser Hype?

Wenn die zwei ermitteln, gerät der Kriminalfall in den Hintergrund. Die Fälle sind schräg, die Charaktere überzogen, die Gags nicht selten übertrieben - und trotzdem sind Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und sein Kollege Frank Thiel (Axel Prahl) die beliebtesten "Tatort"-Ermittler im deutschen Fernsehen.

Am Sonntagabend hat sich der ARD-Krimidauerbrenner selbst übertroffen und die höchste Einschaltquote seit 18 Jahren erreicht. Die 19. Münsteraner Folge "Herrenabend" mit einer abgedrehten Geschichte um illegale Geschäfte in Osteuropa sahen 11,79 Millionen Menschen. Jeder dritte Fernsehzuschauer schaltete zur besten Sendezeit die ARD ein. Zuletzt erreichte 1993 der "Tatort" mit Manfred Krug und Charles Brauer ein größeres Publikum: "Um Haus und Hof" sahen damals 12,83 Millionen Zuschauer.

Was ist das Erfolgsgeheimnis des skurrilen "Tatorts" aus der Provinz? Zum einen sind es die Darsteller Jan Josef Liefers und Axel Prahl, die in ihren Gaga-Rollen aufgehen. Die Figuren sind stark überzeichnet: auf der einen Seite der schrullige und schnöselige Pathologe, auf der anderen der prollige Bulle. Der Krimi lebt von der Gegensätzlichkeit der Charaktere. Dass Liefers und Prahl sich auch privat prächtig verstehen, tut ein Übriges. Die Schauspieler, die als bestes Ermittlerteam mehrfach ausgezeichnet wurden, befeuern sich gegenseitig, improvisieren und lassen sich von Drehbuchautoren nichts aufzwingen. Selbst die Nebenrollen sind mit der kleinwüchsigen Christine Urspruch als Boernes Assistentin und Mechthild Großmann als Staatsanwältin Klemm gelungen besetzt.

Aber auch die Stadt Münster spielt eine große Rolle: In den Drehbüchern als sympathische Provinz dargestellt, ist sie trotzdem nicht langweilig und vor allem nicht austauschbar wie manch andere "Tatort"-Stadt. An kaum einem anderen Drehort wird der Krimi-Hype derart zelebriert wie in Münster - es gibt Krimiführungen, Fahrradtouren auf den Spuren der Ermittler, gar "Tatort"-Wochenenden zu buchen. Während die Ausgaben der Krimireihe aus München oder Stuttgart oft mit angestrengter Sozialkritik nerven, setzt der "Tatort" aus Westfalen auf Humor. Der tiefe Sinn bleibt bisweilen auf der Strecke. Aber der Zuschauer verzeiht - wenn es dafür ein paar gute Lacher gibt.