Nicht nur ein Mord hält das Münsteraner “Tatort“-Team am Sonntag auf Trab

Das selbst ernannte Genie Professor Boerne macht Fehler, der knorrige Kommissar Thiel verknallt sich und die burschikose Staatsanwältin Klemm droht, nackt auf dem Tisch zu tanzen: Im 19. ARD-"Tatort" aus Münster verhält sich das bei vielen Krimifans beliebte Team etwas anders als sonst. An Spannung und Witz büßt die Folge "Herrenabend" dabei nichts ein. Der Krimi um einen ermordeten Geschäftsmann aus Münsters besserer Gesellschaft überzeugt mit einem vielschichtigen Plot, das Drehbuch hat Magnus Vattrodt geschrieben.

Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und sein Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) entwirren natürlich das undurchsichtige Beziehungsgeflecht aus hübscher Steuerprüferin (toll: Ulrike Tscharre), einem totgeglaubten Staatssekretär (stark: Stephan Schad), dessen Ehefrau (von Victoria Trauttmansdorff als zerstreut-zerbrochene Trinkerin gespielt) und Münsters "Kartoffelkönig" Lüdinghaus (den Michael Wittenborn arrogant-schleimig gibt). Und sie zeigen die zerstörerische Macht des Geldes auf.

Wahnsinnig originell ist das nicht, spannend bleibt der Fall dennoch bis zum Schluss. Das liegt auch an den großartigen Nebendarstellern. Und da Thiel und Boerne wieder herrlich sticheln, darf der "Tatort"-Zuschauer - wie in Münster üblich - auch viel lachen. Der letzte Münsteraner "Tatort" am 10. Oktober 2010 hatte 10,60 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 29,4 Prozent) - so viele wie kein "Tatort" seit der Jahrtausendwende.

Tatort - Herrenabend So 1.5., ARD 20.15