Bradley Rust Gray inszenierte mit “The Exploding Girl“ einen bezaubernden Liebesfilm

Es beginnt mit einer Autofahrt und es endet mit einer Autofahrt, flirrendes Grün rast vorbei, Bäume verwischen zu Schemen, Sonnenstrahlen spenden ein eigentümlich diffuses Licht. Zwischen den beiden Fahrten liegen zwei Monate Sommerferien in Brooklyn oder knapp 80 unterhaltsame Filmminuten. Im Auto sitzt Ivy (Zoe Kazan, Enkelin von Elia Kazan), 20-jährige College-Studentin auf dem Weg zu ihrer Mutter. Mitfahrer ist Al (Mark Rendall), ein guter Freund seit Kindertagen. Und weil Als Eltern einfach sein Jugendzimmer untervermietet haben, schlüpft er bei Ivy und ihrer Mutter (Maryann Urbano) unter.

Eigentlich hat Ivy einen Freund, Greg (Franklin Pipp), mit dem sie gelegentlich telefoniert. Die Kamera beobachtet sie dabei in langen Einstellungen, aus der Ferne mit großer Brennweite nur mühsam erfasst, sodass vorbeifahrende Autos oder Passanten den Blick verwehren. Langsam erfährt der Zuschauer, dass Ivy an Epilepsie leidet. Kein Alkohol, keine Aufregung. Partys verlässt sie immer früher, als Al lieb ist. Trotzdem verbringen sie viel Zeit miteinander: Pizza essen, Musik hören, abhängen. Doch dann macht Greg Schluss, natürlich am Telefon, und Ivy findet keine Worte ...

Das klingt dramatischer, als es ist. Der Filmtitel "The Exploding Girl" mag zwar auch als Warnung vor Ivys Krankheit gelten. Viel mehr beschreibt er aber ihre widerstreitenden Gefühle. Regisseur Bradley Rust Gray setzt darum seine Figuren sehr zurückhaltend, fast schon distanziert in Szene, lässt sie drauflosreden, über Beziehungen und Flirts, Uni und Evolution und so manches andere. "Mumblecore" nennt sich dieses kleine Filmgenre, das die Verfasstheit der jungen Generation zwischen Bush und Obama genau trifft. Doch egal, wer im Weißen Haus sitzt: In der Liebe reicht manchmal eine flüchtige Berührung oder ein einladendes Lächeln. Und so wird "The Exploding Girl", ganz allmählich, zu einem bezaubernden Liebesfilm, eindrucksvoll gespielt und sensibel beobachtet.

+++++ The Exploding Girl USA 2009, 80 Min., o. A., R: Bradley Rust Gray, D: Zoe Kazan, Mark Rendall, Maryann Urbano, Franklin Pipp, ab 13.5. täglich im 3001 (OmU); www.peripherfilm.de