Der in Hamburg lebende Autor Arne Nielsen stellt sein Musikprojekt “Der Büro“ vor. Tiefgründige Texte treffen auf liebliche 80er Melodien.

Pane e Tulipani. Eigentlich müssten sie Schnellhefter, Büroklammerdosen und Aktenordner zieren, die Aufkleber von Der Büro. Aber publikumswirksam sind diese Flächen nur bedingt, selbst im Großraumbüro. Und daher kleben die schwarzen Sticker mit ihrer schlichten weißen Schrift an Mülltonnen und Laternenpfählen zwischen Kiez und Schanze. Für Guerilla-Marketing im Internetzeitalter bedarf es lediglich E-Mail- und MySpace-Adresse. Und wer die eintippt, stößt auf ein angenehm durchgeknalltes Musikprojekt, das schräge Disco-Schlager produziert.

Hinter Der Büro verbirgt sich der dänische Autor Arne Nielsen, der mit seinem Landsmann Stopher Secher jetzt in Eigenregie eine Platte mit zehn Pop-Nummern aufgenommen hat. Heute Abend feiert das Duo im Pane e Tulipani mit einem Konzert die Veröffentlichung seines Debüts.

Brot und Tulpen - der Name des Restaurants passt hübsch zu "Blumen", dem kleinen Hit, der sich auf der CD befindet. Und dieses Lied zeigt auch gut das hintergründige Prinzip von Der Büro: Das Keyboard schmachtet wie bei einem Alleinunterhalter, der weit nach Mitternacht einen müden Schieber für die Restgäste spielt. Und dann singen die zwei extra herzzerreißend zur balladesken Rockgitarre "Das sind nicht meine Blumen". Eine Geschichte darüber, dass Menschen florale Aufmerksamkeiten oft nur verschenken, um ihr Gewissen zu beruhigen, nicht um anderen eine Freude zu machen.

Diese kleinen Drehungen sind es, die die Lyrik von Der Büro ebenso ausmachen wie die Erzählbände Nielsens, das 2006 erschienene "Buddeln, 1 - 3" sowie "Donny hat ein neues Auto und fährt etwas zu schnell" von 2003. Im Alltag der Eintönigkeit schlummert das Skurrile, auch Abgründige. Mit Erkenntnissen wie "Die Schönheit ist das Biest" bewegen sich die Stücke von Der Büro irgendwo zwischen Satire, Gagaismus und Anspruch. "Die Leute sollen zu sozialrealistischen Dramen tanzen", erklärt Nielsen. Auf den zweiten Blick tiefgründige Texte und liebliche 80er-Melodien dürfen in dieser Dänen-Disco also durchaus im Kontrast zueinander stehen.

Für Nielsen, der mit seiner Frau, der Schauspielerin Karoline Eichhorn, in Hamburg lebt, ist der Pop der kurze Lockermacher zwischen langatmigen Schreibphasen. "Der Büro ist entstanden, damit ich vor die Tür komme. Denn ich bin zwar Däne, schreibe aber auf Deutsch. Und das dauert."

Live versprüht das Duo einen Charme, als seien Woody Allen und Mads Mikkelsen mit Duran Duran und Andy Borg gekreuzt worden. Die Stimmen stolpern dabei schön skandinavisch über den spitzen Stein. Denn Der Büro will ihre Herkunft nicht verneinen. "Der Name mit dem falschen Artikel ist ein Hinweis auf unser Nicht-Deutschsein", sagt Nielsen. "Außerdem fragen sich alle Leute: Warum heißen die so?" Gute Idee, gutes Marketing.

Der Büro - Release-Konzert: heute, 23.00, Pane e Tulipani (U Steinstraße), Klosterwall 23, Eintritt frei; 19. + 20. 6.: altonale; www.myspace.com/derbuero