Berlin. Kinder in Frankreich verhalten sich meist vorbildlich. Eine Hochzeit dort ist für meine Kinder und mich daher eine Belastungsprobe.

Das Glas Apfelschorle kippt, obwohl ich es dreimal gesagt habe, es bitte wegzustellen. Der Sohn will vom Tisch aufstehen und reißt die Serviette und die Gabel mit. Die Tochter verkündet, dass sie jetzt gehen will. Dann bringt die Kellnerin Buntstifte und statt „Danke“ zu sagen, beginnt der Verteilungskampf.

„Das ist mein Grün.“ „Wo ist das Gelb? Maaama. Der Max rückt das Gelb nicht raus.“ Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches versuche ich die Szenerie zu ignorieren, mein Essen zu kauen, nicht die hysterische Mutter zu mimen, die keines ihrer Kinder im Griff hat. Dennoch schnell fertig zu werden, den Kellner für die Rechnung heranzuwinken und mit gesenktem Kopf das Restaurant wieder zu verlassen – in der Hoffnung, dass die Kellner unsere Gesichter bis nächstes Mal vergessen haben.