Hamburg. 23-jähriger Österreicher soll mit einer Flasche Frau schwer am Kopf verletzt haben. Italiener erhielt eine Bewährungsstrafe.

Im Prozess gegen einen mutmaßlichen Gewalttäter bei den G20-Protesten haben am Mittwoch zwei Zeugen die schlimmen Folgen eines Flaschenwurfs geschildert. Der Angeklagte habe am 4. Juli in Hamburg-Ottensen mit ihm und seinen Begleitern gesprochen, dann aber unvermittelt eine Flasche in Richtung eines Polizeiautos geworfen, sagte einer der Zeugen nach Angaben eines Gerichtssprechers vor dem Amtsgericht Altona.

Die Flasche habe eine Frau am Kopf getroffen. Darum sei der Zeuge sogleich zur Polizei gegangen, die den Mann festnahm. Die durch den Wurf am Kopf verletzte Frau sagte: „Ich hörte die Glocken im Kopf läuten.“ Die 50 Jahre alte Pädagogin war an jenem Abend mit einer Freundin unterwegs, ohne an einem Protest gegen das Gipfeltreffen teilzunehmen. Wegen der Kopfverletzung war sie gut zwei Wochen krankgeschrieben.

Angeklagt ist ein 23-Jähriger aus Österreich. Ihm wird gefährliche Körperverletzung, versuchte Sachbeschädigung, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und Bedrohung vorgeworfen. Er äußerte sich zunächst nicht. Seine Verteidigerin stellte den Antrag, vier weitere Zeugen zu hören. Die Polizisten sollen bestätigen, dass der Angeklagte bei seiner Festnahme betrunken war. Der Prozess soll am 12. Oktober fortgesetzt werden.

Anderthalb Jahre auf Bewährung für Italiener

Wegen zweier Flaschenwürfe auf Polizisten bei den G20-Protesten hat das Amtsgericht Hamburg-Altona einen 30-Jährigen aus Italien zu anderthalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Zudem muss er eine Geldbuße von 1000 Euro zahlen, wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch sagte. Die Staatsanwaltschaft hatte dieselbe Haftstrafe ohne Bewährung gefordert, die Verteidigung Freispruch.

Der Angeklagte hatte nach Überzeugung des Gerichts am Abend des 7. Juli im Schanzenviertel aus einer größeren Gruppe heraus zwei Flaschen auf Polizisten geschleudert. Die Beamten wurden im Kopf- und Brustbereich getroffen, blieben aber vermutlich dank ihrer Schutzausrüstung unverletzt. Nach der Festnahme wurden bei dem Angeklagten eine Gasmaske und eine Taucherbrille gefunden. Die Zeugenaussage eines verdeckten Ermittlers und Videoaufnahmen überzeugten das Gericht von der Schuld des Angeklagten.

Auch der 30-Jährige schweigt

Der Italiener selbst äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Umso ausführlicher habe er über seine Tätigkeit in einem familiären landwirtschaftlichen Betrieb auf Sizilien und sein Engagement für die kommunistische Partei PRC gesprochen, sagte der Gerichtssprecher. Unter den zahlreichen Zuschauern im Gericht seien auch Familienangehörige und Freunde aus Italien gewesen.

Unterdessen wurde in Bremen die Geschäftsstelle einer Polizeigewerkschaft in der Nacht zu Mittwoch beschädigt, wie die Polizei mitteilte. Die Täter hätten in die Eingangstür und Fenster Löcher geschlagen, der Schaden betrage rund 8000 Euro. Ein Graffiti an einer Hauswand gegenüber trage den Slogan "Freiheit für alle G20 Gefangenen". Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Zeugenhinweise an den Kriminaldauerdienst unter der Telefonnummer 0421-362-3888.