Zwei Bücher, die sich mit dem Tod auseinandersetzen: Ein Mediziner beschreibt, wie gute Hilfe beim Lebensende aussehen kann; eine Witwe rät, sich Erinnerungen zu stellen

Mit dem Themenkomplex Sterben und Tod wird jeder Mensch konfrontiert – die einen früher, die anderen später. Gerade die viel zitierten „Best Ager“ erleben zurzeit vielfach Krankheit, Siechtum und Tod ihrer Eltern, und mancher Mittfünfziger muss sich – zum Beispiel nach einer negativen medizinischen Prognose – sogar schon mit dem eigenen Tod auseinandersetzen.

Die jahrelangen Erfahrungen auf einer Palliativstation beschreibt der Onkologe und Palliativmediziner
Andreas Lübbe in seinem Buch „Für ein gutes Ende. Von der Kunst, Menschen in ihrem Sterben zu begleiten“. Beispielhaft schildert Lübbe Fälle von Menschen, deren Leben zu Ende geht und die er auf diesem letzten Weg begleitet hat. Wie sieht eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient aus? Wie gehen Ärzte und Pflegekräfte mit den sehr individuellen Krankengeschichten um? Wie mit den Ängsten und Sorgen der Kranken?

Das sind Fragen, die Lübbe zu beantworten versucht, indem er die Schilderungen aus seinem Mediziner-Alltag mit vielen Informationen kombiniert. Da geht es dann zum Beispiel um Themen wie „Was ist eigentlich Krebs“? „Christliche und muslimische Fürsorge“ und „Die Sphären der Musik“. Die durchweg stark personalisierten Fallbeispiele (Die Kapitel heißen zum Beispiel „Jan Schindler wird sprachlos“ oder „Bernharda Willnows stiller Tod“) sind so ausgewählt, dass sie ein sehr breites Spektrum abdecken.

Auf diese Weise kann wohl jeder Leser mindestens ein Kapitel finden, das ihn interessiert, eventuell sogar persönlich betrifft. Bereits zwei Sätze zu Beginn des Buches zeigen dessen Qualität. Lübbe schreibt: „Mir begegneten in meinem Berufsleben bislang viele Tausend Menschen an ihrem Lebensende, und der Wunsch nach Hilfe zum Sterben war extrem selten. Was die Menschen in jedem Fall wünschen, ist Hilfe bei der Linderung von körperlichen Beschwerden, aber auch bei der Bewältigung von Sorgen und Nöten in dieser schweren Zeit.“ Gut, dass diese Unterscheidung zwischen Sterbehilfe und Hilfe beim Sterben von einem wirklichen Experten so deutlich
herausgestellt wird. Mancher selbst ernannte Sterbehelfer sollte Lübbes Sätze verinnerlichen.

Eine totale menschliche Katastrophe hat die Autorin Barbara Pachl-Eberhart im Jahr 2008 erlebt. Damals starben ihr Ehemann und ihre beiden Kinder bei einem Unfall an einem Bahnübergang. Pachl-Eberhart schrieb darüber das erfolgreiche Buch „Vier minus drei“, mit dem sie unter anderem in vielen Talkshows zu Gast war. Nun hat sie das Buch „Warum gerade du? Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer“ nachgelegt. Mit ihrem Buch will sie „Ordnung in das diffuse Gefühlschaos der Trauer“ bringen, indem sie Trauernden rät, sich den schmerzlichen Erinnerungen gezielt zu stellen.

Anhand vieler, sich gelegentlich auch wiederholender Beispiele beschreibt die Autorin ihre eigenen Erfahrungen mit diesem Verfahren, zum Beispiel indem sie Plätze aufsucht, an denen sie mit ihrer Familie besonders glücklich war.

Etwas fraglich bleibt, ob dieses ständige „den Gefühlen nachspüren“ wirklich jedem Trauernden zusagt und hilft. Dass das durchaus eine zweischneidige Sache sein kann, ist auch der Autorin selbst bewusst, die entsprechend schreibt: „Erinnern ist eine Quelle des Glücks. Und doch darf ich es in meiner Begeisterung nicht vergessen: Es kann auch überaus schmerzhaft sein.“ Und weiter schreibt sie: „Wir dürfen darauf vertrauen, dass auch die fröhlichen Erinnerungen wiederkommen“, ist die Autorin sicher. „Sie beginnen leise zu sprudeln, und irgendwann, wenn wir wieder laufen, lachen und strahlen, sind sie kaum mehr zu bremsen.“

Einerseits ist es natürlich tröstlich, wenn eine Frau mit einer derart erschütternden Lebensgeschichte so zuversichtlich schreiben kann. Andererseits liegt genau hier die Schwierigkeit, die mancher Leser mit diesem Buch haben dürfte. Pachl-Eberharts Schicksalsschlag war derart gewaltig, dass er gleichsam ununterbrochen auf ihrem Buch lastet. Es ist damit eigentlich so gut wie ausgeschlossen, sich mit der Autorin zu identifizieren – was aber zumindest ein Stückweit bei Lebenshilfe-Büchern möglich sein sollte.

Andreas Lübbe: „Für ein gutes Ende. Von der Kunst, Menschen in ihrem Sterben zu begleiten“ ; Heyne, 320 Seiten; 19,99 EuroBarbara Pachl-Eberhart: „Warum gerade du? Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer“, Integral, 224 S., 17,99 Euro