Hamburg. Frachter von Hapag-Lloyd von Projektil getroffen. Reederei stoppt Verkehr im Roten Meer. Wie die Bundesregierung reagiert.

Seit Wochen bedrohen mutmaßlich aus dem Iran unterstützte Huthi-Rebellen aus dem Jemen die zivile Handelsschifffahrt im Roten Meer. Jetzt wurde auch ein Containerschiff der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd beschossen. Die Reederei stoppte daraufhin ihre Fahrten durchs Rote Meer.

Die Nachrichten Agentur AP meldete als erste, dass das Schiff von einem Projektil getroffen worden sei. „Wir bestätigen, dass heute unser Containerschiff ,Al Jasrah‘ nahe der Küste des Jemen attackiert worden ist. Es gibt Sachschäden an Bord, aber kein Mitglied der Mannschaft an Bord wurde verletzt“, erklärte ein Sprecher von Hapag-Lloyd. Medienberichten zufolge soll es nach dem Einschlag eines Projektils ein Feuer an Bord gegeben haben.

Huthi-Rebellen beschießen Hamburger Containerschiff

Er fügte hinzu, dass Hapag-Lloyd zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Bordmannschaften ergreifen werde. „Weitere Details können wir im Moment nicht geben.“ Die „Al Jasrah“ kann 15.000 Standardcontainer tragen und befindet sich auf dem Weg von Piräus nach Singapur. Das Schiff habe seine Reise fortgesetzt, teilte die Reederei mit. Ein Beamter des US-Verteidigungsministeriums sagte, der Frachter sei von einem Geschoss getroffen worden, das aus einer von der Huthi-Miliz kontrollierten Region im Jemen abgefeuert wurde.

Am Nachmittag kündigte die Reederei an, ihre Schiffsfahrten durchs Rote Meer auszusetzen. „Wir werden den Containerschufssverkehr bis Montag pausieren. Dann werden wir neu entscheiden, wie es weitergeht“, teilte Hapag-Lloyd mit.

Seit dem Ausbruch des Krieges im Gazastreifen attackieren die Huthi intensiv Schiffe im Roten Meer. Zuletzt war am Donnerstag ein Tanker mit Drohnen angegriffen worden. Angesichts der zunehmenden Angriffe prüft die Bundesregierung auf Bitten der USA einen Einsatz der Bundeswehr. Die US-Regierung habe „vor einigen Tagen“ angefragt, ob die Bundesmarine zu einem Unterstützungseinsatz im Roten Meer in der Lage wäre, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Freitag in Berlin. Die Anfrage sei allerdings noch nicht „konkret mit Forderungen hinterlegt“ gewesen, sagte er. Sie werde nun innerhalb der Bundesregierung geprüft.

Verteidigungsministerium prüft Einsatz der Bundeswehr

Zuvor hatte bereits der Verband Deutscher Reeder (VDR) die Bundesrepublik und die EU zu Schutzmaßnahmen gegen Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer aufgefordert. „Deutschland und die Europäische Union müssen die Lage sehr ernst nehmen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Martin Kröger, in Hamburg. Es müsse sichergestellt werden, „dass die zivile Handelsschifffahrt und insbesondere die Seeleute auf unseren Handelsschiffen nicht in den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, den die Huthis als Grund für die Angriffe nennen, hineingezogen werden“.

Der Suezkanal mit der Zufahrt über das Rote Meer ist die für den Handel zwischen Europa und Asien wichtigste Wasserstraße. „Jährlich passieren etwa 20.000 Schiffe die betroffene Region“, heißt es beim Reederverband. Die einzige Alternativroute über das Kap der Guten Hoffnung bei Kapstadt dauere 14 Tage länger als die Fahrt über den Suezkanal.

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Das Auswärtige Amt verurteilte den Angriff auf den Hamburger Containerfrachter und andere Angriffe auf die Schifffahrt scharf. Zwar lägen aktuell noch keine eigenen Erkenntnisse über den Angriff vor, sagte eine Außenamtssprecherin in Berlin. „Insgesamt aber kann ich sagen, dass die Bundesregierung den Angriff auf dieses Schiff genauso wie die täglich erfolgenden jüngsten Angriffe auf zivile Handelsschiffe im Roten Meer und in der Meerenge Bab al-Mandab verurteilt.“ Sie seien „völlig inakzeptabel, und sie stellen einen massiven Eingriff in die Sicherheit der internationalen Seeschifffahrt dar“.