Hat Wandsbek ein Herz oder nicht? Gemeinsam mit den Bürgern will die SPD mittelfristig ein neues Leitbild für Hamburgs größten Bezirk entwickeln.

Wandsbek. Hat Wandsbek ein Herz oder nicht? Wie sieht der Bezirk im Jahr 2030 aus? Wo gibt es noch Räume, ihn lebenswerter zu machen? Und: Kann hier etwas zusammenwachsen, das in den Köpfen vieler Einwohner einfach nicht zusammengehört? Diese Fragen wurden am vergangenen Wochenende im ehemaligen C&A-Gebäude am Wandsbeker Markt aufgeworfen, wo die SPD-Fraktion Wandsbek ihr Projekt "WandsbekImpuls" vorstellte. Stadtplaner hatten mehr als zwei Jahre lang die Entwicklungsmöglichkeiten des Bezirks ausgelotet und Einwohner befragt.

Die gut 100-seitige Studie belegt, wenn auch wenig überraschend, dass Wandsbek von vielen noch immer nicht als Ganzes gesehen wird und sich grob in einen reichen Norden und einen ärmeren Süden unterteilt - Wandsbek zwischen Walddörfern und Jenfeld, der Bezirk der Gegensätze. Auch dass er als bevölkerungsreichster Bezirk Hamburgs in den Medien vergleichsweise wenig erwähnt wird, ist nicht neu. Wandsbek mangele es zwar weder an Platz noch an Bewohnern, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Anja Quast, "aber an gemeinsamer Identität und einem Bild nach außen".

Ob der Bezirk das überhaupt braucht, war auch Gegenstand der anschließenden Podiumsdiskussion. Der ehemalige Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (Grüne) etwa wehrte sich dagegen, eine "künstliche Identität" für Wandsbek schaffen zu wollen. "Die Identität speist sich hier traditionell aus den Dörfern", sagte er. Diese kleinen Zentren gelte es, künftig zu stärken und besser anzubinden.

Auch Altbürgermeister Henning Voscherau (SPD) stimmte zu: "Wandsbek als eine einzige Einheit gibt es nicht", sagte er. Das "Herz Wandsbeks" oder aber die "brüchige Mitte", so hatten die Stadtplaner den Bereich zwischen Steilshoop und Farmsen genannt. Hier, in dieser oft unauffälligen Schneise zwischen Norden und Süden, könnte sich demnach die Zukunft des Bezirks entscheiden. Platz und Infrastruktur gibt es schon; kleine, verdichtete Quartiere könnten entstehen und grüne Freiräume erschlossen werden.

Anja Quast hofft noch immer auf die Stadtbahn, vielleicht mit geänderter Streckenführung. "Die Studie hat uns gezeigt, dass sie wichtig wäre", sagt sie. Als weitere Gestaltungsräume wurden die Magistralen genannt, die etwa durch Untertunnelung oder Umleitung des Verkehrs zu Boulevards und Aufenthaltsräumen werden könnten. Als dritten großen Raum nahmen die Planer die Landschaft am Wandsbeker Stadtrand in den Blick: Hier könnte im Grünen ebenfalls ein Nebeneinander von Freizeitmöglichkeiten und behutsamer Besiedlung entstehen.

Noch sind es bloße, von Haushaltszwängen freie Ideen. Die Studie soll der Auftakt zu einer umfassenden Bürgerbeteiligung sein: Die Bürger können sich unter www.wandsbekimpuls.de informieren sowie ihre eigenen Meinungen und Vorschläge einbringen. 2013 soll aus dem Dialog heraus ein erstes Leitbild erstellt werden. "Noch ist es nur eine ganz langfristige Planung", sagt Anja Quast. "Der Gedanke, zum Beispiel die Bundesstraße 75 zu untertunneln, ist natürlich utopisch. Aber an den Autobahndeckel über die A 7 hat auch irgendwann mal jemand zum ersten Mal gedacht."