Hamburg. Der Zehntklässler hat das Asperger-Syndrom – für ihn und die Eltern eine Herausforderung. Ihnen hilft der Autismus Hamburg e.V.

Felix Martens (Name der Familie geändert) ist ein hübscher, schlanker Junge mit klaren blauen Augen, die offen auf denjenigen gerichtet sind, mit dem der 16-Jährige gerade spricht. Er ist eloquent, ruhig und sympathisch, technisch begabt und sozial engagiert bei der Jugendgruppe des Technischen Hilfswerks. Felix ist nicht auffällig anders. Im Gegenteil, er kann sich gut anpassen. Es sei denn, der Sperrmüll wird vor der Haustür abgeholt, Essen vor seinen Augen weggeworfen oder sein Tagesplan durcheinandergebracht – dann kann es passieren, dass Felix ausrastet, mit Gegenständen wirft oder herumbrüllt. Ganz unvermittelt und überraschend für seine Umwelt, weniger für seine Eltern Anne und Markus oder seinen jüngeren Bruder. Felix hat das Asperger-Syndrom, eine leichte Form des Autismus. Aufgrund seiner hohen Anpassungsfähigkeit hat es Jahre gedauert, bis diese Diagnose feststand. „Wir wussten immer, das irgendetwas mit Felix nicht stimmt, aber erst ein Arbeitskollege hat mich darauf gebracht, dass es Autismus sein könnte“, sagt Markus Martens.

Der 54-Jährige ist Lehrer, ebenso wie seine Frau Anne, die an einer Inklusionsschule arbeitet. Sie waren immer wieder mit ihrem Sohn bei Ärzten, Instituten und Therapeuten. „Kein Arzt hat je auf Autismus getestet, die meisten sagten, die Probleme von Felix würden sich verwachsen“, sagt Anne Martens (52). Doch Autismus ist nicht heilbar, er ist eine Entwicklungsstörung. Etwa ein Prozent der Bevölkerung hat sie, Jungen sind viermal häufiger betroffen als Mädchen. Felix passte für die Ärzte offenbar nicht ins Autismus-Schema, auch wenn manche seiner Symptome auffallend sind: Er hasst Veränderungen, das Schreiben fällt ihm sehr schwer und er konnte deswegen ab der ersten Klasse die Menge der Hausaufgaben nicht bewältigen. Felix konnte schon immer gut mit Erwachsenen kommunizieren, aber unter den Klassenkameraden fand er keine Freunde. Er wechselte mehrfach die Schule, weil er immer wieder ausgegrenzt wurde, mit Bauchschmerzen zur Schule ging und sichtlich unglücklich war.