Wer Übergriffe in der Partnerschaft erlebt, findet in einem Frauenhaus Zuflucht, Verständnis und Unterstützung. Mehr als 200 Plätze gibt es in Hamburg.

Hamburg. "Ich bin in großer Sorge um meine Freundin Verena. Sie ist 37 Jahre alt, seit neun Jahren verheiratet und wird immer wieder von ihrem Mann drangsaliert und körperlich angegriffen. Verena hat regelmäßig Hautabschürfungen und blaue Flecke. Meine Freundin schämt sich und ist innerlich wie gelähmt. Immer wieder rate ich ihr, ihren Partner endlich zu verlassen. Wo aber soll sie hin?" Maria S., 39

Es antwortet Susanne Haussmann, Mitarbeiterin im Frauenhaus

Ihre Freundin Verena ist mit ihren Erlebnissen leider nicht allein: Zwei von fünf Frauen haben in ihrem Leben schon sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt, jede vierte Frau wird vom eigenen Partner misshandelt. Ich rate Ihrer Freundin Verena, sich an ein Frauenhaus zu wenden. Ich darf Ihnen dazu einmal ein Beispiel schildern von Britta P. (Name geändert), die auch keinen anderen Ausweg mehr wusste und dann bei uns Zuflucht fand. "Es geht mir jetzt besser. Ich bin nicht mehr abhängig, und das ist das Wichtigste," sagt sie heute. Britta P. beschreibt ihr Schicksal so: "Nach außen waren wir eine Vorzeigefamilie. Zwei niedliche Kinder, ein Traumhaus, zwei Autos, mehrmals Urlaub im Jahr. Meine Freundinnen beneideten mich. Doch sie ahnten nicht, was hinter der geschlossenen Tür passierte. Das war keine heile Welt, ich hatte mich in meinem Mann getäuscht. Am Anfang war er so aufmerksam, so lieb. Wir hatten die gleichen Wertvorstellungen, es schien alles zu passen.

Eine Kleinigkeit führte eines Tages zu einem grausamen Ausbruch meines Mannes. In der Küche war mir etwas Schweres auf die Fliesen gefallen. Mein Mann hockte auf dem Boden, zeigte mir einen kaum sichtbaren Kratzer, haute mit der Faust an die Wand und schrie mich an. Ich musste mir anhören, wie teuer alles gewesen sei. Der nächste Ausfall geschah, nachdem ich unseren Glastisch im Wohnzimmer abgewischt und mein Mann einen leichten Kratzer in der Tischplatte entdeckt hatte. Er schrie und beschimpfte mich wüst. Ich sagte, er solle mich nicht anschreien. Da schleuderte er mich gegen die Wand.

Ich konnte mich nicht wehren. Am nächsten Tag hatte ich den ersten blauen Fleck und Schmerzen, ich konnte den Arm kaum bewegen. Am schlimmsten aber war der Schmerz, der in mir steckte - der blieb. Ich dachte, nur schnell weg von hier. Dann rief mein Mann an, entschuldigte sich - versprach, dass das nie wieder passieren würde. Ein Irrtum. Immer wieder fand er einen Grund, mich zu drangsalieren. Am nächsten Tag entschuldigte er sich immer wieder. Ich sagte ihm, ich werde ihn verlassen, tat es aber nicht.

Wie auch? Ich arbeitete nicht, war finanziell von ihm abhängig, meine Familie wohnte 600 Kilometer entfernt. Ich fiel immer tiefer, zuckte jedes Mal, wenn den Kindern ein Spielzeug aus der Hand fiel. Ich gab auf, machte alles, wie er es wollte, für die Kinder, die ihren Vater so sehr liebten. Ich schämte mich, dass so etwas in unseren Kreisen passiert. Wir waren doch nicht asozial.

Eine Zeit lang ging alles gut, bis mein Sohn eine Designer-Lampe umwarf. Ich weinte, sah unzählige Scherben und ein Loch im Parkett. Ich rief meinen Mann an, wollte ihn vorwarnen. Am nächsten Tag war ich grün und blau, hatte Beschimpfungen über mich ergehen lassen, die ich noch nie gehört hatte. Da wusste ich: Jetzt ist Schluss!

Ich wandte mich an eine Frauenberatungsstelle. Ich wollte nicht alles erzählen, es war mir peinlich. Doch die Beraterin war sehr nett und ruhig, und dann brach alles aus mir heraus. Ich weinte die ganze Zeit, aber es tat so gut, alles einer anderen Frau zu erzählen. Sie gab mir die Nummer vom Frauenhaus. Nach zwei Tagen hatte ich die Scham überwunden. Ich packte einen Koffer, bestellte ein Taxi und weg waren wir - ohne Geld, ohne Auto, nur mit ein paar persönlichen Sachen.

Fast sechs Monate habe ich im Frauenhaus verbracht, einige Gerichtsverhandlungen erlebt. Es war eine schwere Zeit. Aber es geht mir jetzt besser. Ich habe eine schöne Wohnung, die Kinder gehen in die Kita, und ich habe einen tollen Job gefunden. Und alles aus eigener Kraft."