Wenn eine Partnerschaft auf Dauer gelingen soll, bedeutet das Arbeit - Tag für Tag. Tipps von einer Hamburger Paartherapeutin.

Susanne und Kay S. sind seit sechs Jahren verheiratet. Die Grundschullehrerin und der Steuerberater, beide Mitte 30, leben mit ihren Kindern Johanna, 5, und Simon, 4, in einem gemütlichen Reihenhaus. Man leistet sich zwei Autos, Ausflüge am Wochenende und regelmäßige Urlaube. Susanne unterrichtet jeden Tag drei Stunden, die Kinder gehen in die Kita, alle sind gesund.

Eine glückliche Familie? Der Schein trügt. Die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch und die tiefen Gefühle füreinander sind im alltäglichen Klein-Klein Stück für Stück verloren gegangen. Kay ist beruflich sehr eingespannt. Susanne fühlt sich vernachlässigt und klagt, dass alles an ihr hängen bleibt. Gespräche enden mit Streit und Türenknallen. "Du verstehst mich nicht, mit dir kann man nicht reden", werfen die Eheleute sich gegenseitig vor. Wenn Johanna und Simon abends im Bett liegen und hören, dass die Eltern Krach haben, dann halten die Kleinen sich gegenseitig die Ohren zu.

Susanne und Kay wollten eine harmonische Partnerschaft mit liebevollem Umgang, Verständnis und Toleranz, Respekt und Kompromissfähigkeit leben. Jetzt sprechen sie auch über Trennung. Als Eltern wollen sie weiter funktionieren, als Paar meinen sie, gescheitert zu sein.

Aber Susanne und Kay leiden unter der Krise. Was tun sie ihren Kindern und sich selbst mit einer Trennung an? Sie beide sind erwachsen, irgendwann würden die Wunden verheilen. Aber Johanna und Simon wollen Vater und Mutter zusammen und nicht einzeln mit komplizierten Besuchsregelungen am Wochenende. "Was müssen wir tun, um unsere Liebe wiederzufinden?"

Susanne und Kay S. holen sich Hilfe. Kann man eine gute Partnerschaft überhaupt lernen? "Liebevolle Worte, Aufmerksamkeit, gemeinsames Lachen oder Interesse für Neues sind Nahrung für eine Paarbeziehung", sagt die Hamburger Paartherapeutin Marion Knapp. Das müsse immer wieder geübt werden: "Liebe fällt nicht nur vom Himmel."

Seit rund 20 Jahren arbeitet die Diplom-Soziologin als Paar- und Familientherapeutin. Ihre wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche und harmonische Partnerschaft sind:

Konflikte aushalten: "Konflikte sollten weder abgewürgt noch überbetont werden. Sie als normal anzusehen, kann man lernen. Dabei ist auch Kompromissbereitschaft sehr wichtig."

Vertrauen lernen: "Man muss dem Partner seine eigene Herangehensweise lassen und ihm zutrauen, dass er oder sie es auf die eigene Weise richtig macht."

Intimität zulassen: "Zeiten der besonderen Zweisamkeit müssen gepflegt werden. Die Partner müssen sich zwischen Job, Familie und Kindern auch als Paar begreifen."

Zuwendung geben: "Es geht darum,

jeden Tag mit Gesten, Ritualen und Worten dem anderen etwas Gutes zu tun, füreinander zu sorgen, miteinander zu reden und füreinander da zu sein. Und ganz wichtig: sich selbst zurücknehmen und mehr auf den anderen eingehen. Liebevolle Zuwendung sollte - so meine Erfahrung - fünfmal mehr vorhanden sein als Streit, Verletzungen und negative Interaktionen."

Was auf Wolke sieben begonnen hat, endet oft auf dem harten Boden der Realität. Im Jahr 2009 wurden in Deutschland 185 800 Ehen geschieden. Allein in Hamburg waren es im selben Zeitraum 3970 Ehen, die scheiterten. Hinzu kommen die vielen Paare, die zusammenlebten und auseinandergingen. "Wenn die sich trennen, wird es nicht amtlich registriert", sagt die Therapeutin Marion Knapp.

Zahlreichen Paaren hat Marion Knapp wieder auf die Sprünge geholfen und ihnen vermittelt, dass es sich lohnt, für die Beziehung zu arbeiten. Auch Susanne und Kay S. haben eingesehen, dass es möglich ist, die Partnerschaft auf ein neues Fundament zu stellen, um die Ehe zu kämpfen und für eine gemeinsame Zukunft zu arbeiten - zum Wohl ihrer Kinder und für sich selbst.

Seminar: Das Zweimaleins der Liebe mit Marion Knapp, Sa, 29.1., 17 Uhr, VHS Hamburg-West, Waitzstraße 31, Tel. 890 591-0, 31Euro E-Mail: west@vhs-hamburg.de