Die Eltern gründeten eine Stiftung gegen Hautkrebs nach dem frühen Tod ihrer Tochter. Vor fünf Jahren starb Fleur-Mareen Habig, geborene Hiege, an Hautkrebs.

So wie der Gedanke an sie ist auch ihr Foto immer präsent auf der Internetseite und den Broschüren der Hiege-Stiftung. Eine junge Frau, die sanft lächelnd in die Kamera blickt. Ein privater Schnappschuss aus Urlaubstagen: "Das Foto entstand an einem sonnigen Tag in Oxford", sagt Astrid Hiege. Für sie und ihren Mann Wolfgang eine der wertvollen Erinnerungen an ihre Tochter. Vor fünf Jahren starb Fleur-Mareen Habig, geborene Hiege, an Hautkrebs. Sie wurde nur 32 Jahre alt.

Die Krankheit riss die Hamburgerin mitten aus einem erfolgreichen Leben. Die älteste der beiden Töchter des Ehepaares Hiege arbeitete als Investmentbankerin in London. "Sich in der Finanzwelt durchzusetzen und dazu noch als Frau war schon eine Leistung", sagt ihr Vater Wolfgang Hiege, der sich als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in der Branche auskennt. Schon als Studentin war sie zielbewusst, schloss flott ihr Betriebswirtschaftsstudium ab. Es folgten Zusatzqualifikationen und anspruchsvolle Jobangebote.

Fleur, die den Namen ihrer amerikanischen Patentante bekam, arbeitete als Finanzanalystin bei einem deutschen Bankhaus, bevor sie in die Finanzmetropole London wechselte. Dann kam das Jahr 2003, die deutschen Geldinstitute befanden sich in einer Finanzkrise, "ein besonders stressreiches Jahr, mit vielen Entlassungen, aber Fleur meisterte die Krise mit großer Disziplin", erinnert sich Astrid Hiege. Doch in diesem Jahr bemerkte die Bankerin, die sich auch für Kunst und Literatur begeistern konnte, erste Anzeichen eines anhaltenden körperlichen Unwohlseins. "Sie konnte sich auf einmal nicht mehr fordern, so wie sie es gewohnt war. Bis dahin war sie immer kerngesund gewesen, hatte viel Sport getrieben", sagt Astrid Hiege.

Es begann "ein mühsames Ertasten nach der Ursache", wie ihre Mutter sagt. Ein Internist stellte eine Virusinfektion fest und behandelte sie daraufhin, doch Besserung stellte sich nur phasenweise ein. Sie heiratete ihren Freund Tobias, auch er Finanzspezialist in New York. Als Hochzeitsreise gönnte sich das viel beschäftigte Paar eine Wanderwoche in den Bergen. "Am dritten Urlaubstag entdeckte Fleur ein Hautknötchen am Bein und dachte sich noch nichts dabei", erzählt Astrid Hiege.

Erst als es mehr wurden, offenbarte sich die niederschmetternde Diagnose: Schwarzer Hautkrebs im fortgeschrittenen Stadium. "Der Krebs hatte schon Metastasen, also Tochterzellen gebildet, der Primärtumor konnte nicht gefunden werden", sagt Wolfgang Hiege, Tränen steigen ihm in die Augen. Die Diagnose traf die Familie wie ein Schlag. "Fleur hatte zwar viele Muttermale, doch bei Untersuchungen zeigten sich keine Veränderungen", so seine Frau. Und: "Über Hautkrebs wussten wir bis dahin nichts." Mit dem Schwiegersohn forschten sie im Internet nach Informationen über die Erkrankung. "Wir waren alle überzeugt davon, sie packt das, sie wird wieder gesund", sagt Astrid Hiege. Tapfer stand Fleur mehrere Therapien bis hin zur Chemotherapie durch. "Sie hat gekämpft, heute wissen wir, dass die Überlebenschancen sehr schlecht sind, wenn der bösartige Tumor bereits Metastasen gestreut hat", sagt Wolfgang Hiege. Fleur starb acht Monate nach der Diagnosestellung.

Dass der Hautkrebs bei ihrer Tochter nicht rechtzeitig erkannt wurde, dass die Forschung zur Behandlung des malignen Melanoms noch auf dem Stand von vor 30 Jahren steht, waren für das Ehepaar Gründe genug, die Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs ins Leben zu rufen. Und sich dem für sie mit großem Schmerz verbundenen Thema immer wieder zu stellen. Seit 2006 verleiht die Stiftung einmal im Jahr den Fleur-Hiege-Gedächtnispreis für hervorragende Forschungsleistungen bei der Bekämpfung des Hautkrebses. Sie vergibt Habilitationsstipendien und unterstützt Forschungsprojekte und Studien.

"Die Hautkrebsrate steigt drastisch an und betrifft oft jüngere Menschen", sagt Fleurs Vater. Seine Frau und er wollen dazu beitragen, dass gezielte Therapien gefunden werden. Für Angehörige und Betroffene, die nach dem ersten Schock der Diagnose ratlos sind, haben sie auf ihrer Internetseite einen Wegweiser mit Informationen und Adressen erstellt.

Auf ihren Reisen zu Kongressen und in Forschungslaboren begegnet das Stifterpaar jungen Wissenschaftlern, die mit Enthusiasmus und Fleiß bei der Arbeit sind. "Darunter sind auch viele junge Frauen, oft Mütter, die auch ihre Babys schon mal zu Kongressen mitbringen. Die Energie, mit der sie ihre Arbeit und ihre Kinder unter einen Hut bringen, erinnert mich an unsere Tochter", sagt Astrid Hiege. Und sie ist sich sicher: "Fleur hätte das genauso gemacht."