Die Primarschule soll nur probeweise an einigen Standorten eingeführt werden. Der Hamburger Senat plant sie flächendeckend.

Hamburg. Im Streit um die Hamburger Schulreform liegen jetzt die Angebote beider Seiten auf dem Tisch. Doch wenn die Delegationen der schwarz-grünen Koalition und der Volksinitiative "Wir wollen lernen" heute zur zweiten Verhandlungsrunde im Rathaus zusammentreffen, dann sind die Positionen noch weit voneinander entfernt. Im Kern geht es um die Frage, ob die sechsjährige Primarschule zur Probe an einigen Standorten oder flächendeckend eingeführt werden soll.

Die Initiative um den Rechtsanwalt Walter Scheuerl hat gestern erstmals einen eigenen Kompromissvorschlag vorgelegt. Danach sollen im August dieses Jahres und im August 2011 jeweils 25 Grundschulen auf freiwilliger Basis in sechsjährige Primarschulen umgewandelt werden. Danach sollen Leistungen und Entwicklung der Schüler von Grund- und Primarschulen sechs Jahre lang wissenschaftlich erforscht werden.

Auf Basis der vergleichenden Studie könnte dann entschieden werden, ob weitere Primarschulen den Betrieb aufnehmen. Demgegenüber besteht die schwarz-grüne Koalition auf einer flächendeckenden Einführung der Primarschule. Wie bereits berichtet, schlagen CDU und GAL vor, die Reform zeitlich zu strecken.

Dabei ist es nach Abendblatt-Informationen das Ziel von Schwarz-Grün, dass bis 2012 so gut wie alle Grund- in Primarschulen umgewandelt sind. Die Koalition schlägt vor, feste Qualitätsstandards mit der Initiative zu vereinbaren. Dazu zählen die Lehrerversorgung und die Klassengrößen, die räumliche Ausstattung und die Lehrerfortbildung. Ein von der Initiative zu benennendes wissenschaftliches Institut soll die Einhaltung der Vorgaben überprüfen.

Darüber hinaus wollen die Koalitionäre den Eltern beim Wechsel ihrer Kinder nach Klasse 6 auf die weiterführende Schule ein Letztentscheidungsrecht einräumen. Die Initiative will es in ihrem Angebot erstaunlicherweise bei der von Schwarz-Grün beschlossenen Fassung des Schulgesetzes belassen, wonach die Lehrerkonferenz in der sechsten Klasse der Primarschule darüber entscheidet, ob ein Kind auf das Gymnasium oder die Stadtteilschule wechselt.

Nach den Kritikern machen nun auch die Befürworter der Schulreform mobil: Gestern stellte sich der Verein "Chancen für alle - Hamburger Allianz für Bildung" vor, der als Dachverband der Reform-Unterstützer fungieren will.