Die 37-Jährige besucht Grundschulen, Gymnasien und Gesamtschulen auf der Suche nach gesundem Essen.

Kochen kann sie. Mit Kindern umgehen auch. Und noch eines kann sie: kompromisslos ein Urteil fällen. Genau das wird Sterneköchin Cornelia Poletto eine Woche lang machen. Die 37-Jährige testet von heute an für das Abendblatt Schulkantinen. Wie schmeckt das Essen? Wie gut ist es zubereitet? Wie gesund ist es? Wie vielfältig? Wie teuer? Das sind fünf von vielen Fragen, die Hamburgs beste Köchin beantworten wird. Grundschule, Gymnasium und Gesamtschule stehen auf dem "Speiseplan" von Cornelia Poletto. Und nach jedem Test verleiht sie ein Zeugnis mit Schulnoten.

Der Test mit der hoch dekorierten Köchin verspricht aber nicht nur Noten. Denn die Urteile, Begründungen und Tipps werden wieder zu kleinen Lehrstunden im Fach "gute Küche". Das hat sie schon vor vier Jahren bewiesen, als sie eine Woche lang die Uni-Mensen in Hamburg testete. Da wird nicht nur gemeckert, sondern auch gesagt, wie es besser geht - wenn zum Beispiel die Soße geronnen ist. Oder die Pasta klumpt. Oder ein Pudding nicht den Hauch von Aroma aufweist.

"Kinder müssen gutes Essen lernen", sagt sie. "Und gut heißt nicht teuer. Sondern mit guten Produkten gut zubereitet." Grauenvoll sei für sie beispielsweise der Gedanke an eine Pizza, die mit künstlichem Käse zubereitet in Kinderhand landet. Oder an Joghurts, die "viel zu süß" seien. Oder an die vielen künstlichen Aromen, die unnötig seien. "Kinder müssen wissen, wie lecker ein selbst zubereiteter Fruchtjoghurt schmeckt", sagt sie. Das müsse man ihnen anbieten. Das Thema Gesundheit steht bei der Köchin ganz oben. Im Herbst erschein ein Ratgeber rund um Schwangerschaft und Geburt, den sie zusammen mit ihrem Vater, Professor Dr. Klaus Diedrich (Direktor für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Uni-Klinik in Lübeck), geschrieben hat.

Der Kampf an Hamburgs Schulen um gute Kantinen wird unterschiedlich geführt. Es gibt Küchen, die "richtig kochen", und andere, die Speisen nur aufwärmen, aber zusätzlich frische Eigenprodukte wie Salate anbieten. Und in manchen Schulen stehen manchmal Mütter am Herd oder Schüler, die kochen lernen. Das alles wird die Mutter einer siebenjährigen Tochter kennenlernen.

Nach einer Studie der Europäischen Gemeinschaft sind 20 Prozent der Mädchen und 27 Prozent der Jungen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren zu dick. Grund: zu viel Fett, zu wenig Gemüse, zu viele Fertigprodukte. Wichtig, so die Studie, dass Schulkantinen und auch Kioske bei den Schulen "gesunde" Angebote haben. Auch Frank Horch, Präses der Hamburger Handelskammer, forderte Mitte Juni in der "Welt am Sonntag", dass bei der Schulreform auch "in anständige Schulkantinen investiert werden" müsse.

Von morgen an wird Cornelia Poletto schnörkellos berichten, was unseren Kindern in Schulen aufgetischt wird. Da sollte dann ein Blick zurück erlaubt sein: Beim Mensa-Test 2005 fragte die Sterneköchin Studenten, ob sie mit geschlossenen Augen nur dem Duft nach eine Speise erkennen könnten. Der Test schlug oft fehl. Nicht einmal dampfende Kartoffeln wurden mit der Nase identifiziert. Und ein Student glaubte ein "künstlich schmeckendes" Schweineschnitzel auf dem Teller zu haben. Doch es war laut Speisekarte tatsächlich Fischfilet.

Wie es in unseren Schulen wirklich mit dem Essen aussieht - das lesen Sie ab morgen im Hamburger Abendblatt.