Kreditinstitut und Schulleitung verfassten Anschreiben an die Eltern gemeinsam. Die Hamburger Sparkasse hat aber eine Begründung.

Ohlstedt. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat offensichtlich gemeinsam mit zwölf Hamburger Schulen gezielt Eltern dazu aufgefordert, für ihre Kinder Girokonten bei dem Kreditinstitut zu eröffnen. Die Begründung: In der jeweiligen Schulkantine sollten die Schüler ihr Mittagessen künftig bargeldlos bezahlen - und zwar am besten mit der Geldkarte der Sparkasse.

Eltern, deren Kinder die Schule am Walde in Ohlstedt besuchen, erreichte beispielsweise folgendes Schreiben, wie NDR Info berichtet: "Als Partner der Schule am Walde unterstützen wir sehr gerne die Einführung des neuen Zahlungsmittels und stellen das komplette System zur Verfügung", schreibt die Sparkasse und formuliert offensiv: "Bitte eröffnen Sie für Ihr Kind ein Schüler-Girokonto bei der Haspa."

Auf dem Briefkopf des Schreibens, das der stellvertretende Schulleiter und ein Haspa-Mitarbeiter unterzeichnet haben, prangt das offizielle Logo der Schule, an der derzeit 400 Schüler von der Vorschulklasse bis zum mittleren Bildungsabschluss unterrichtet werden, gleich neben jenem Symbol der Haspa. Die unterstützt den Förderverein der Schule am Walde nach eigenen Angaben mit ihrer Peter-Mählmann-Stiftung bereits seit Jahren, finanzierte vor Kurzem Computer im Wert von 3000 Euro.

"Als langjähriger Partner haben wir die Schule gerne unterstützt, als beschlossen wurde, die Bezahlung in der Schulkantine auf Geldkarte umzustellen", sagte Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg dem Abendblatt. Selbstverständlich seien jedoch auch Geldkarten anderer Kreditinstitute einsetzbar und auch eine Barzahlung weiterhin möglich. "Die Haspa stellt lediglich das System zur Verfügung und bietet das kostenlose Schüler-Girokonto an." Jenes sei aber keinesfalls Pflicht, sondern nur eine Möglichkeit.

"Den Informationsbrief werden wir dahingehend jetzt noch deutlicher formulieren", so von Carlsburg. Das erste Schreiben sei gemeinsam mit Schulleiterin Renate Fuhrmann und ihrem Team verfasst worden. So habe es auch nicht für alle zwölf Schulen ein allgemeines Anschreiben gegeben, sondern jede Schulleitung habe einen individuell formulierten Brief an die jeweilige Elternschaft verschickt. In anderen Schreiben sei also explizit darauf hingewiesen worden, dass es sich bei dem Haspa-Konto für Schüler nur um eine Option handle, so Stefanie von Carlsburg zum Abendblatt.

Jenen Brief, den die Haspa mit der Schule am Walde aufgesetzt hatte, kritisiert die Schulbehörde jedenfalls deutlich. "Das Verfahren ist ganz eindeutig nicht zulässig, weil hier aufgefordert wird, ein Produkt zu kaufen", so Sprecherin Brigitte Köhnlein zu NDR Info. Die Schulaufsicht hätte die betroffene Schule bereits aufgefordert, einen neuen Brief an die Eltern zu schreiben, in dem sie ausdrücklich darauf hinweise, dass die Eltern selbstverständlich nicht gezwungen seien, ein Konto bei der Haspa zu eröffnen, sondern dass die Kinder auch mit jeder anderen Geldkarte oder mit Bargeld zahlen könnten.

Auch Hamburgs Verbraucherschützer kritisieren das gemeinsame Vorgehen von Haspa und Schule heftig: "Dass die Schule nicht das Gespür dafür hat, wie gefährlich es ist, dass hier Kinder früh für das Bezahlen mit Karte angefixt werden, das wundert mich schon sehr", so Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Die Schulverpflegung über eine Geldkarte zu verkaufen ist längst ein bundesweites Modell. Über die "Initiative Geldkarte" treten Sparkassen und private Banken gezielt an Kinder und Jugendliche heran, in dem sie diese Zahlungsart an Schulen bewerben. Offenbar mit Erfolg: Allein in Norddeutschland haben in den vergangenen Monaten insgesamt knapp 30 Schulen in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein die Zahlungsweise in ihren Kantinen auf Geldkarten umgestellt. Bundesweit sind es schon etwa 350 Schulen.

In Norddeutschland ist in fast allen Fällen eine Sparkasse der Kooperationspartner. Das bargeldlose Bezahlen biete schließlich viele Vorteile, sagt Stefanie von Carlsburg. "Für die Schulen ist der Verwaltungsaufwand geringer, und die Schüler profitieren, weil die Geldkarte im Unterschied zu Bargeld weniger Anreiz für Überfälle bietet." Das gilt allerdings für die Geldkarten auch anderer Kreditinstitute.