Schon zum zweiten Mal hat Deutschlehrerin Dorothea Kleffner mit Schülern einen Film über ein Alltagsproblem von Jugendlichen gedreht.

Othmarschen. "Es ist schon ein bisschen gaga, wenn jemand wie wir - beide berufstätig, zwei Kinder - fast die ganze Freizeit für das Drehen von Filmen mit Schülern für Schüler hergeben", sagt Dorothea Kleffner, Lehrerin für Deutsch, Kunst und Geschichte an der Schule Othmarscher Kirchenweg. "Schizoproductions" heißt deswegen die Low-Budget-Produktion, die sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Filmemacher Marc Witkowski, gegründet hat. Schon zum zweiten Mal haben sie mit Schülern einen eindrucksvollen Film über ein Alltagsproblem von Jugendlichen gedreht - und ein Unterrichtskonzept erstellt, das mit der DVD von Schulen erworben werden kann. Ihr erster Film "Mittenaußen" (2008) hatte sich mit Mobbing beschäftigt und wurde an etlichen Schulen gezeigt. Ihr neues Werk heißt "Abgestürzt". Das Thema: Komasaufen .

"Die aktuelle Studie über den verbreiteten Missbrauch von Alkohol unter Jugendlichen zeigt, welch erschreckende Aktualität das von uns gewählte Thema hat", sagt Dorothea Kleffner. Umso wichtiger sei die präventive Aufklärung. "Dazu gibt es aber leider kaum Material. Schon gar keins, das die Schüler in ihrer Sprache anspricht." Der Film "Abgestürzt" und das dazugehörende Unterrichtskonzept füllt diese Lücke. In Spielfilmlänge wird der Alltag der Neunt- und Zehntklässler dokumentiert - und dazu gehören auch die Verabredungen, bei denen die Wodkaflaschen kreisen, weil es "cool" ist und man "dazugehören" will. Gedreht wurde in der Schule, auf dem Kiez, in der Musikkneipe Fundbureau, in Privatwohnungen und Krankenhäusern. "Wir haben viel Unterstützung bekommen", freuen sich Kleffner und Witkowski, die ihren gesamten Freundeskreis bei der Filmproduktion eingespannt haben - als Schauspieler oder Techniker.

Langweilig wird der Film trotz seiner Länge nicht. Schon die Musik der Hamburger Hip-Hop-Bands Kluft Zero und SMA sorgt für Dynamik. Die Schüler - alle zum ersten Mal vor der Kamera - spielen so authentisch, dass man sich fragt, ob im Film nicht doch echter Wodka in den Flaschen ist.

Dabei hatten viele Schüler bei den Dreharbeiten überhaupt noch keine Erfahrungen mit Alkohol. "Wir konnten uns halt einfach gut in betrunkene Jugendliche hineinversetzen", sagt Jaren, 16, die im Film die Hauptrolle spielt. "Bei den ersten beiden Szenen waren wir schon ein bisschen unsicher", ergänzt Jasmin, 17.

Es sei tatsächlich zu Anfang nicht leicht für die Schüler der Schule Othmarscher Kirchenweg gewesen, sich selbst zu spielen, sagt Dorothea Kleffner. "Gerade die einfachsten Szenen mussten wir oft wiederholen. Für Jaren endet eine feuchtfröhliche Nacht im Film auf der Intensivstation - mit mehr als drei Promille und der Ungewissheit, ob sie ihren Absturz ohne Folgeschäden übersteht. Auch Can, 16, landet im Film-Krankenhaus - und bekommt Riesenärger mit Bruder und Vater, denn Alkohol lässt sich nicht mit ihrer Religion vereinbaren.

Am Sonntag, 31. Oktober, gibt es im Zeise-Kino (Friedensallee, Telefon 040/390 87 70) um 11 Uhr eine Sondervorführung des Films mit Darstellern und Filmemachern. Eine Anmeldung ist erforderlich. Jeweils donnerstags um 11 Uhr sind bei Bedarf Schülervorführungen geplant. Auch dafür muss man sich anmelden.

Auf der Website www.schizoproductions.de können Eltern, Lehrer und Schüler Filmausschnitte sehen und für 50 Euro das Unterrichtsmaterial bestellen.