Drei Schüler lebten fünf Tage auf der “Aldebaran“ und untersuchten die Artenvielfalt von Plankton. Das Schiff ist dafür die ideale Plattform.

Neustadt. "Leinen los" hieß es in den Sommerferien für drei Schüler des Gymnasiums Farmsen. Statt im Freibad abzuhängen oder in der Hängematte zu relaxen waren Timo Schwarz, 14, Max Schulze, 15, und Jonas Neundorf, 15, eine Woche auf hoher See - auf dem Hamburger Forschungs- und Medienschiff "Aldebaran" .

Timo, Max und Jonas sind drei von 21 Schülern, die im Sommer am Wettbewerb "Forschen auf See" teilgenommen haben. Zum fünften Mal hatten Hamburg und Niedersachsen zur Forschungsfahrt auf der "Aldebaran" aufgerufen. Die biologische Vielfalt der Meere ist eines der großen Rätsel unseres Planeten. Schüler konnten nun dazu beitragen, der Lösung des Rätsels ein Stück näherzukommen.

60 norddeutsche Schülerteams hatten sich mit Vorschlägen für Forschungsprojekte beworben, sieben gingen schließlich auf große Fahrt "Wir haben Zooplankton aus Nord- und Ostsee verglichen", beschreibt Max das Forschungsprojekt der Hamburger Schülercrew. "Dabei haben wir die Faktoren Salzgehalt und Gewässertemperatur einbezogen. So wollten wir uns ein genaueres Bild über die Artenvielfalt des Zooplanktons in den beiden Meeren machen." Fünf Tage intensiver Forschung waren hierzu nötig.

Die "Aldebaran" ist dafür die ideale Plattform. An Bord befindet sich ein kleines Labor. Das Schiff erfasst stündlich ozeanografische und meteorologische Daten und kann Radio und Fernsehbeiträge senden. Das durch die Joachim-Herz-Stiftung geförderte Projekt "Forschen auf See" möchte im "Jahr der biologischen Vielfalt" auf die dramatischen Zustände der Meere aufmerksam machen. "Wir wollten herausfinden, wie viele Planktonarten es in beiden Meeren gibt, und das hat natürlich etwas mit der biologischen Vielfalt der Meere auf unserem Planeten zu tun", sagt Timo. Diese biologische Vielfalt sieht Dieter Hanelt, Professor für Zellbiologie und Phykologie (Algenkunde) vom Biozentrum Klein Flottbek durch den Klimawandel gefährdet. Er fordert, gerade bei der jungen Generation müsse ein Bewusstsein für die Meere und den Klimawandel geschaffen werden: "Die Jugend muss die Verantwortung übernehmen, ihr Verhalten nach dem Klimawandel ausrichten."

Das Konzept geht auf: "Die ,Aldebaran' hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei der Schülern", sagt Frank Schweikert, Initiator des Projekts "Forschen auf See". "Wir hatten viel Spaß und waren eine gute Gemeinschaft", betont Timo. "Ein besonderes Erlebnis war das Probennehmen auf dem Nord-Ostsee-Kanal, als wir vom Wind mit Stärke sieben ohne Motor und Segel mit sechs Knoten durch den Kanal geschoben wurden."

Das Arbeiten auf der "Aldebaran" sei auch etwas ganz anderes als das Büffeln im Klassenzimmer. "Wir hatten keinen Zeitplan. Wir haben so lange gearbeitet, bis wir fertig waren - und das praktisch und selbstständig", beschreibt Jonas den Forscheralltag auf hoher See. "Wir haben Proben genommen, indem wir ein Planktonnetz im Wasser hinter dem Schiff hergezogen haben", erklärt er. "Anschließend haben wir die Proben bestimmt." Die drei Jungen haben auch auf dem Schiff übernachtet. "Das war fast wie Camping, nur mit Seegang", sagt Timo. "Es war sehr eng und ungewohnt, aber die Dunkelheit, der leichte Seegang und der Sternenhimmel, der durch die Luke zu sehen war, das war sehr idyllisch."

Das Projekt "Forschen auf See" soll Jugendliche auch für ein späteres Studium begeistern. "Wir brauchen junge Leute, die an die Universitäten gehen und die Spitzenforschung betreiben", sagt Michael Just von der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung. Die Hamburger Forschercrew ist gerade dabei, alle Daten endgültig auszuwerten und die Ergebnisse unserer Forschungsfahrt zusammenzufassen. Alle Abschlussberichte sollen im Herbst vorgestellt werden. Im kommenden Jahr soll der Meereswettbewerb bundesweit ausgeschrieben werden. Die Tagebücher der "Aldebaran"-Forscherteams 2010 sind im Internet veröffentlicht worden.