110 Kinder entlockten der Weltmeisterin am Zukunftstag viele verblüffende Antworten - nicht nur zur Berufswahl.

Hamburg. Was es heißt, sich als Frau in einem von Männern dominierten Beruf durchzuschlagen - das weiß Ina Menzer nur zu gut. "Die Menschen belächeln und unterschätzen mich oft, wenn sie mich das erste Mal sehen. Das ändert sich erst, wenn sie mich im Ring kämpfen sehen", sagt die Boxweltmeisterin mit der zierlichen Figur und den langen Locken. Die attraktive 29-Jährige, die vermutlich bei vielen Männern Beschützerinstinkte auslöst, wirkt tough. Strahlt Selbstbewusstsein aus. Und sie versteht es, Mädchen Mut zu machen, sich in typischen Männerberufen zu behaupten.

Beim Girls' Day in der Axel Springer AG, an dem 110 Mitarbeiterkinder - davon 55 Jungen - hinter die Kulissen des Verlages schauen durften, stellte sich Ina Menzer den Fragen. Vielen Fragen, die die charmante Sportlerin humorvoll und überraschend offen beantwortete.

"Warum sind Sie eigentlich Boxerin geworden?", fragt ein Mädchen, in dessen Stimme Skepsis mitschwingt. Menzer kontert blitzschnell: "Ganz einfach: weil ich zwei Brüder habe." Die Antwort kommt gut an. Die Mädchen kichern, nicken der Boxerin verständnisvoll zu. Die Jungs tuscheln mit ihren Sitznachbarn. "Und was war Ihre schlimmste Verletzung?", will ein Junge wissen. Eine Platzwunde über dem rechten Auge, sagt Menzer.

Spätestens nachdem sie von ihrem schnellsten K. o. ("40 Sekunden") und ihren 26 Kämpfen ("Ich habe alle gewonnen") berichtet hat, sind auch die Jungs von der schicken Frau dort oben auf dem Podium beeindruckt. Es stört sie auch nicht, dass die Mädels jetzt lieber über "Frauensachen" sprechen wollen. "Reiten Sie?", fragt ein Mädchen mit langen Zöpfen. "Nein. Es sind sehr schöne Tiere. Aber ich habe Angst vor Pferden." Von einer Frau, die im Ring derbe Schläge wegsteckt, eine überraschende Antwort. Anders als beim Thema Shoppen. "Klar gehe ich gern Klamotten einkaufen. Ich bin doch eine Frau. Wir gehen doch alle gern shoppen, oder?", sagt sie und zwinkert einer giggelnden Mädchengruppe zu.

Paul Gresens (11) interessiert viel mehr, ob sie Familie und Job unter einen Hut bekommt: "Ist Ihre Familie nicht total genervt, weil Sie ständig unterwegs sind?" Nein, ihr Ehemann reise immer mit, Kinder habe sie keine. "Wollen Sie denn keine Kinder?", hakt Paul nach. "Doch, ich will Kinder", sagt sie und lächelt bei diesen Worten ganz sanft. Vielleicht findet Paul die Boxerin auch deshalb so sympathisch. "Toll, dass wir sie beim Girls' Day kennenlernen konnten. Passiert ja nicht jeden Tag." Richtig gut gefallen habe ihm aber auch die Führung durch die Redaktionen. "Ich will auch mal Journalist werden", sagt der Blondschopf, der in der Schule gern Aufsätze schreibt. Am liebsten wäre er Sportreporter. "Dann könnte ich in alle Stadien dieser Welt reisen." Auch die elfjährige Carolina Buhck ist begeistert vom Girls' Day. Und ist sich bereits jetzt sicher, dass sie Journalistin werden will. "Das ist ein spannender Beruf. Und ich rede und recherchiere gern", sagt die quirlige Schülerin.

Außerdem habe sie Spaß am Schreiben. "In Deutsch habe ich eine Zwei plus." Am liebsten denke sie sich Fantasiegeschichten aus. "Bei der Zeitung muss ich dann zwar die Wahrheit schreiben.

Aber das macht bestimmt auch Spaß." Und worüber würde Carolina dann gern berichten? "Über Nachrichten aus aller Welt. Hauptsache nichts über Autos und Technik."Dafür hätte Ina Menzer bestimmt Verständnis. Denn für Technik interessiert sich auch die Boxerin nur wenig. "Ich weiß, wie man tankt und wie man einen Nagel in die Wand haut", sagt sie. "Den Rest erledigt mein Mann."