EX-Schulstaatsrat Reinhard Behrens wirft Bürgermeister von Beust einen ungerechten Umgang mit den parteiinternen Kritikern vor.

Hamburg. Ex-Schulstaatsrat Reinhard Behrens (CDU) hat Bürgermeister Ole von Beust (CDU) einen undifferenzierten und ungerechten Umgang mit den parteiinternen Kritikern an der Primarschulreform vorgeworfen. "Ole von Beust erweckt den Eindruck, als ob die Kritiker mit ihren Positionen in den 70er-Jahren stehengeblieben sind und nur das Wohl der Gymnasien im Blick hätten", sagte Behrens im Gespräch mit dem Abendblatt.

Der Ex-Staatsrat, der selbst zu den CDU-Primarschulkritikern zählt, weist darauf hin, dass die Einführung der Stadtteilschule als Alternative zum Gymnasium fester Bestandteil der CDU-Programmatik ist: "Das Zwei-Säulen-Modell aus Stadtteilschule und Gymnasium war in der Partei nicht leicht durchsetzbar. Wir waren damit bundesweit Vorreiter." Das Konzept beruhe allerdings auf der intensiven frühen Sprachförderung und darauf, dass von Klasse fünf an mit den Schülern gearbeitet werden könne.

Außerdem sei die umfassende Einführung von Ganztagsschulen Mehrheitsmeinung in der Hamburger CDU - auch das ein Ausweis von Modernität. Behrens: "Bei uns war aber auch immer noch die Traditions-Fraktion unterwegs, die sich schon durch die Verlässliche Halbtags-Grundschule enteignet fühlte."

Der Ex-Staatsrat hält es jedoch für einen Fehler, dass die CDU nach dem Abschlussbericht der Enquetekommission der Bürgerschaft zur Schulpolitik im März 2007 mit dem Vorschlag, die Stadtteilschule einzuführen, nicht zügig ein Konzept erarbeitet hat. Behrens: "Damit hätten wir in den Bürgerschaftswahlkampf im Herbst 2008 gehen müssen." Mit von Beust sei stattdessen in das Zentrum des CDU-Wahlkampfs die Rettung der Gymnasien gerückt worden. Aus Behrens' Sicht war diese Einseitigkeit unnötig und falsch. "Das gab nicht die fachliche und strategische Debatte in der CDU wider", sagte der frühere Staatsrat. "Ich stelle mir die Frage, ob Ole von Beust sich so wenig für diese Diskussionen in der Partei interessiert, oder ob er jetzt nur strategisch argumentiert, um die innerparteilichen Kritiker an den Rand zu drängen." Behrens und andere Mitglieder des Landesfachausschusses Bildung wünschten sich, "dass der Bürgermeister fairer mit Andersdenkenden in der eigenen Partei umgeht".

Von Beust hatte zuletzt in der "Welt am Sonntag" gesagt, dass "immer dieselben drei bis vier Personen" in der CDU Kritik an der Primarschule übten. Das seien "sehr erfahrene Mitglieder. Aber die haben ihre politische Sozialisation in den 70er- und 80er-Jahren erfahren."