Konkurrenz mit der Kita soll aufgehoben werden. Eine behördenübergreifende Arbeitsgruppe soll bis Ende Februar ein Ergebnis vorlegen.

Hamburg. Die Aufregung ist groß, die ersten Protestbriefe sind bereits geschrieben: Bei Eltern, Lehrern und der Opposition wächst die Angst, dass der schwarz-grüne Senat die Hamburger Vorschulen abschafft. Es könnte "künftig nur noch einen Ort für die vorschulische Erziehung geben", heißt es in der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Gerhard Lein.

Laut den bisherigen Senatsplänen zählte die Vorschule fest zur Primarschule. Stattdessen entwickelt eine im Dezember eingesetzte Arbeitsgruppe mit Vertretern der Schul- und Sozialbehörde nun Szenarien, wie die Konkurrenz zwischen Vorschule und Kita aufgehoben werden kann. In einer aktuellen Broschüre zur Schulreform taucht die "Stufe 0" (Vorschule) schon gar nicht mehr auf. "Das ist ein Rückzieher der Senatorin", sagt Angelika Jehmlich, Sprecherin des GEW-Fachkreises Vorschulklassen und selbst Vorschullehrerin an der Max-Brauer-Schule.

Schon Ende Februar soll die Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse vorlegen. In den zuständigen Behörden hieß es gestern, es werde ergebnisoffen beraten. Allerdings, das sagt der SPD-Abgeordnete Lein, spreche viel dafür, dass die Vorschule abgeschafft wird. Ein Argument sind die Kosten des doppelten Angebots, allein die Vorschule kostet in diesem Schuljahr knapp 27 Millionen Euro. Außerdem brauchen die Primarschulen für die fünften und sechsten Klassen mehr Platz, auch für die geplante Hortreform werden Räume benötigt, so Lein.

"Wir sind von diesen Überlegungen überrascht worden", sagt Angelika Jehmlich von der GEW. "Bei uns ist das Entsetzen groß", ergänzt Ilona Bogdanski, Vorschullehrerin an der Schule Goosacker in Osdorf. Auch die Eltern sind alarmiert. "Es wäre jammerschade, wenn die Vorschulklassen abgeschafft würden", sagt Katrin Becker (40). Ihre Tochter Greta (7) besuchte einen Kindergarten, Sohn Johann (6) ist in der Vorschule. "In der Vorschule wird mehr gefördert und gefordert."

Auch für Klaus Bullan, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW, hat sich die Arbeit der Vorschulklassen bewährt. "Viele Eltern schätzen es sehr, dass ihre Kinder in der Vorschule anders auf die Schule vorbereitet werden als in der Kita." Der GEW ist es wichtig, dass Eltern weiter die Möglichkeit der Wahlfreiheit haben.

Dagegen hatten die großen Träger der Hamburgs Kitas in einer gemeinsamen Erklärung schon Anfang November 2009 gefordert, die Vorschulen abzuschaffen. Unterstützung bekommt dieser Vorstoß vom Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung Hamburg (LEA). "Die Fünf- bis Sechsjährigen sollten in den Kitas bleiben", sagt Claudia Wackendorff, Sprecherin der Interessensvertretung von Eltern und Kindern. "Wir kennen keine Studie, die den Vorschulen eine signifikant bessere Bildungsarbeit in Hinsicht auf Schulvorbereitung bescheinigt als den Kitas." Unbedingt nötig sei eine flächendeckende Qualitätssicherung in den Kitas, fordert Wackendorff.

Sie fürchtet jedoch, dass das derzeit beitragsfreie letzte Kita-Jahr im Zuge einer Abschaffung der Vorschule schnell wieder kostenpflichtig werden könnte.