120 Portionen gehen im Carl-von-Ossietzky- Gymnasium jeden Tag über den Tresen. Die Pächterin - Mutter zweier Schüler - hat ein besonderes Konzept.

Die Mittagssonne fällt angenehm auf Metalltische und Stühle, die vor der Schulkantine des Poppenbüttler Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums (CvO) stehen, und lässt die Tomatenstücke in der Bolognese-Soße glänzen. Mehr als ein Dutzend Schüler sitzen dort, lachen, speisen und schwatzen. Eine heitere Stimmung. Ohne Geschrei. Ohne Hektik. Leicht und locker. Wie in einem Restaurant, oder? "Ob ich diese Aussage gelten lassen kann, weiß ich nicht ...", sagt Schulleiterin Martina Böker halb scherzhaft, halb ernst. Sie hat sich zum Ende des Kantinen-Tests zu der Gruppe gesellt, die über die Spaghetti bolognese urteilt. Und doziert: "Unsere Stärke ist eine offene Verbindung untereinander. Die Schüler kommen gern hierher." Das mag die Direktorin so sehen.

Schade, dass sie den Test nicht gesehen hat: Cornelia Poletto zwischen den Schülern Alessio, Julian, Henrik und Schülerin Nanna. Die (baumlangen) Jungs - alle 15 Jahre alt - sind gelassen, schlagfertig und mit einem spielerischen Charme ausgestattet. Das Mädchen - 16 Jahre alt -, sehr cool und ein bisschen keck. Die Sterneköchin genießt dies. Auch heute langt sie richtig zu. Verteilt Bestnoten. Verplaudert eine Dreiviertelstunde in der Sonne.

Ein paar Meter weiter herrscht Stress. 120 Essen gehen über den Tresen von Christina Kierse (36), die aufgeregt ist: "Musste Frau Poletto ausgerechnet heute kommen? Bei Spaghetti, mit denen sie sich so gut auskennt."

Die 36-Jährige ist erst seit Kurzem Kantinenpächterin, beschäftigt fünf 400-Euro-Kräfte, hat auch Unterstützung von einer Mutter, die kostenlos hilft. Zwei ihrer drei Kinder gehen auf das CvO. 3,50 Euro kostet eine reichhaltige Portion Spaghetti bolognese mit einem kleinen Salat. Daneben gibt es kleinere Speisen von 1,50 bis 2,50 Euro. Einige Dinge gibt es nicht. Cola zum Beispiel. "Cola kriegen meine Kinder nicht zu Hause. Also auch hier nicht", sagt sie. Und den Süßigkeitenautomaten, der früher im Mittelpunkt stand, gibt es auch nicht mehr. Stattdessen packt die Köchin (die im Block House Gastronomie lernte) eine Hand voll Süßigkeiten ab, verkauft diese für 50 Cent.

Sie wischt sich über die Stirn, denn sie verfolgt weitere große Ansprüche. In der Küche, die eigentlich nur zum Aufwärmen von Speisen eingerichtet ist, kocht sie alles selbst. Auch nach Schülerwünschen, die mittwochs verwirklicht werden. Stress macht weiterhin die viel zu kleine Essensausgabe. "Zwei Essensausgaben wären nötig."

Fünf Kilopackungen Spaghetti hat sie heute gekocht. Die Soße aus Rinderhack, Sellerie, Wurzeln, Tomaten und Pesto (Kierse: "Rot und grün von Penny") zubereitet. Angereichert mit etwas selber gemachtem Knoblauchöl. "Das war besonders gut", stellt Cornelia Poletto fest. "Weil es sich im Geschmack nicht vordrängt."

Auch die charmanten Schüler sind voll des Lobes. Und man merkt auch, dass die Jungs zu den Fans der Pächterin zählen. Was sie ganz nett vermitteln: "Früher hat man nur wenig Lehrer in der Kantine gesehen", sagt Julian. Heute würde denen ein großer Tisch freigehalten werden. Und: "Der Döner-Mann vor dem Schultor leidet", sagt Henrik. Weil das Kantinen-Essen so lecker geworden sei. Und weil die Pächterin so nett sei. "Richtig", sagt Alessio, "vorwiegend kommen wir, weil es so nett ist." Nanna sagt es anders: "Wir chillen hier gern." (Was man einst wohl mit "abhängen" bezeichnete). Irgendwelche Kantinen-Katastrophen? "Wenn, dann haben wir das nicht mitbekommen", sagt Henrik.

Zeugnis

Schule: Carl-von-Ossietzky-Gymnasium

Geschmack: 2

Zubereitung: 2

Menge: 1

Produktauswahl: 2

Preis/Leistung: 1

Service: 1

Ambiente: 2

Gesundes Essen: 2

Präsentation: 2-

Lesen Sie morgen, wie Cornelia Poletto eine Gesamtschule testet.